Wie wahr: »Die Deutschen lassen ihren Hass immer an Steinen aus. Sie beseitigen nicht den Geist, sondern die Bauwerke, die Symbole.«
Der diese Worte sprach (siehe Interview in Die Zeit, 13.6.2015, und die umgekehrt im Prinzip auch für die allerorten grassierende Rekonstruktionsseligkeit gelten), ist letzte Woche gestorben: Manfred Prasser. Gelernter Zimmermann, Architekt und Ingenieur, auf den u.a. der Friedrichstadtpalast, die Wiederherstellung des Schinkelschen Schauspielhauses als Konzerthaus Berlin und der sechseckige große Saal im Palast der Republik zurückgehen. Letzterer erschien den Verantwortlichen in der DDR mit seinen höhenverstellbaren Decken, schwenkbaren Parketten, verschieblichen Wänden und einzigartiger Bühnentechnik zunächst als unrealisierbar. Die Angst vor dem darin verbauten Spritzasbest musste schließlich dafür herhalten, das ganze Gebäude stellvertretend für die DRR zu entsorgen. Immerhin sind einige Zeugnisse des Prasserschen Schaffens heute noch erlebbar und führen uns vor Augen, wie Architektur diktatorisches Gedankengut unterlaufen und menschlichen Raum bereitstellen kann.
Manfred Prasser (1932-2018)
Einer der einflussreichsten Architekten der DDR
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