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Dieter Bartetzko (1949-2015)

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Dieter Bartetzko (1949-2015)

~Amber Sayah

Sein sonores Timbre, der weiche Anflug von Hessisch, der seine Aussprache färbte, die schmale Statur hätten darüber hinwegtäuschen können, dass sein Urteil schonungslos war, wo es sein musste. Dieter Bartetzko schrieb über Erdogans megalomanen Präsidentenpalast in Istanbul, über die Stadthallen-Ästhetik des neuen Berliner Flughafens und über das Versagen der Deutschen Bahn als Bauherr (»Ignoranz-Express«). Mit der gleichen Verve konnte er aber auch für etwas sein, besonders wenn es um Frankfurt a. M. ging, wo er – wie seiner Meinung nach alle »wahren Frankfurter« – zwar nicht geboren worden, aber aufgewachsen war und bis zuletzt lebte. So verteidigte er in einem seiner letzten Beiträge in der FAZ die Satteldach-Entwürfe für das geplante Stadthaus am Markt als Teil der Bestrebungen, »zwischen Dom und Römer Altstadtatmosphäre wiederzugewinnen, ohne sie zu plagiieren«. Dieses programmatische Engagement, mit dem er sich für eine geschichtsbewusste Gegenwartsarchitektur einsetzte und gegen Tabuisierungen focht, hat sicher wesentlichen Anteil daran, dass die hierzulande bis heute fortwirkenden Dogmen der Moderne sich allmählich auflösen. Immer wieder lenkte er den Blick aber auch darauf, dass die Moderne selbst, zumal die der Nachkriegszeit, aus den Städten zu verschwinden droht, da deren Zeugnisse an vielen Orten der Abrissbirne zum Opfer fallen. Hinter all dem stand bei ihm nicht rückwärtsgewandte Sentimentalität, sondern die Einforderung des »Grundrechts auf eine ansehnliche, unverwechsel- bare Stadt«.
Dieter Bartetzko war daneben ein umfassend gebildeter Allrounder. Dem Kino widmete er sich ebenso wie der Kunst, der Archäologie und der Unterhaltungsmusik, für die er ein großes Faible hatte. Seit seinen Studententagen in Frankfurt a. M., Berlin und Marburg trat er selbst als Chansonnier und Brettlkünstler auf. Gewicht besaß sein Votum jedoch in allererster Linie als Architekturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 1994 war er in die Redaktion eingetreten – nach seiner Promotion über die »Theatralik der NS-Architektur« (1985) und freier journalistischer Tätigkeit für verschiedene Zeitungen und Rundfunksender. Mit 66 Jahren, dem Alter, in dem einem Hit des von ihm bewunderten Entertainers Udo Jürgens zufolge das Leben erst anfängt, ist Dieter Bartetzko jetzt gestorben, am 19. Mai. Seine Stimme wird fehlen, sowohl der Architekturkritik als auch und v. a. der Architektur, als deren Anwalt er sich – bei aller Schärfe des Urteils – letztlich verstand.
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