~Klaus Englert
Vor einigen Jahren machten Archäologen an einer Mochica-Pyramide unweit der nordperuanischen Stadt Trujillo, einen sensationellen Fund. Oberhalb des Zeremonialplatzes, an dem zuvor einzigartige Friese freigelegt wurden, entdeckte man fünf Gräber aus der Zeit um 475, als die Mochica, die zur Prä-Inkakultur gehören, Küstenabschnitte von Nordperu bis hinauf nach Ecuador besiedelten. Die Archäologen entdeckten die Mumie einer tätowierten Herrscherin, die mit goldenen Ringen, Diademen und Gesichtsmaske geschmückt war und offenbar in jungen Jahren verstarb. An ihrer Seite lagen die Mumien von vier Wächtern.
Nachdem die Señora de Cao geborgen worden war, bekam sie eine neue Wohnstatt am Fuße der Pyramide. Hier errichtete die peruanische Architektin Claudia Uccelli einen bemerkenswerten Museumskomplex, der sowohl Bezug nimmt auf die einstige Mochica-Architektur als auch auf die Wüstenlandschaft in Sichtweite des Pazifiks. Wer hier, in der archäologischen Zone El Brujo, ein Museum mit dem üblichen Folklore-Ambiente erwartet, wird überrascht sein. Für das museale Ensemble wählte Uccelli eine eingeschossige, U-förmige Sichtbetonstruktur, die in der Mitte eine Terrasse für das Museumscafé frei lässt. Der Neubau sollte gegenüber der archäologischen Zone und der einzigartigen Landschaft möglichst wenig auffallen, weshalb die Architektin Gestalt und Material als Mimesis an die umgebende Wüste entwarf. Sie gestaltete den Komplex, der einen langgestreckten Ausstellungsparcours, einen Museumsshop und eine Restaurationswerkstatt umfasst, ausgehend von der Dualität geschlossener und offener Räume. Während das Foyer durch eine breite Glaswand überraschend transparent wirkt, ist der Ausstellungsbereich völlig vom Tageslicht abgeschirmt. Die Dauerausstellung – die Keramiken, Textilien, Ritualgegenstände und Waffen aus El Brujo zeigt – bedient sich zwar auch moderner Präsentationstechniken, vertraut aber darauf, dass die sinnliche Ausstrahlung der künstlerisch hochwertigen Objekte für sich spricht. Thematisch in kleinen, von Betonwänden eingefassten Raumkompartimenten abgegrenzt, in künstliches Schummerlicht getaucht, entfalten sie eine erstaunliche Präsenz. Besonders gilt das für die Señora de Cao: Hinter einer Glaswand, am Ende des Ausstellungsparcours, taucht die Herrscherin wie aus dem Reich ewiger Dunkelheit auf.
- Standort: Complejo Arqueológico El Brujo, Magdalena de Cao, Ascope
Architektin: Claudia Uccelli, Lima (PE)
Eröffnung: April 2009
db deutsche bauzeitung 10|2009