Der Panoramablick über den Stuttgarter Talkessel ist das zentrale Thema des neuen Verwaltungsgebäudes, das sich die Standesvertretung der Ärzteschaft gegönnt hat.
Die Aussicht entschädigt für die eigentlich ungünstige Lage des Hanggrundstücks zwischen zwei stark befahrenen Hauptverkehrsadern. Während sich das Bauwerk zur oberen Straße hin mit einer Fassade aus schwarzen Faserzementtafeln, die nur von wenigen vertikalen Fensterschlitzen durchbrochen wird, beinahe festungsartig abschottet, öffnet es sich mit einer raumhohen Verglasung zur Rückseite, die zur Stadt schaut. Um das ursprünglich vorgeschriebene Satteldach zu umgehen, gleichzeitig aber das oberste Stockwerk – wie baurechtlich gefordert – nicht als Vollgeschoss auszubilden, sind der Kubatur dort Atrien einbeschrieben.
Nichts behindert in den Innenräumen den Blick über die Stadt, denn alle Bürowände bestehen aus Glas. Dadurch dringt viel Licht in die Flure und verleiht diesen andernorts häufig vernachlässigten Verkehrsflächen hohe Qualität. Obwohl die Büros als klassische Zellen organisiert sind, entsteht der Eindruck eines Großraums. Dass die Angestellten sich von diesem ungewohnten Maß an Transparenz nicht überfordert fühlen, zeigt ihr gemeinsamer Beschluss, die Glaswände nicht mit Kalendern oder Postern zu verhängen. Christian Schönwetter
Bezirksärztekammer Nordwürttemberg
Standort: Jahnstraße 5, Stuttgart
Architekten: Aldinger & Aldinger, Stuttgart
Fertigstellung: 2004
db deutsche bauzeitung 02|2005