Das »HI matic« ist Teil einer kleinen Kette unkonventioneller Hotels und rühmt sich, das erste »vollautomatische« Hotel Frankreichs zu sein: Die Gäste finden im Foyer keine Concierge mehr vor, sondern einen Touchscreen zum Check-in. Zuvor muss via Internet ein Zugangscode für die Haustür erteilt sein. An den Wänden stehen Automaten mit gesunder Bio-Kost. Heimelig ist es trotzdem, dank kleinteiliger Podeste und Sitznischen, interaktivem Stadtplan und einem originell aufgepeppten Frühstücksraum im Keller. Die Zimmer ähneln japanischen Ryokans: Aufrollbare Bodenbetten sind ebenso in halboffene Trennwände integriert wie die Duschkabine und ein Waschbecken – nach Meinung der Designerin besteht der aktuelle Trend darin, dass sich Bäder zum Wohnbereich hin öffnen. Das sieht alles sehr jugendlich, wenn nicht sogar nach Jugendherberge aus. Dafür sind die Preise von über 100 Euro inkl. Bio-Fertigfrühstück ziemlich üppig, doch auch dank enthusiastischer Medienberichte ist das Haus meistens voll. Die Bewertungen normaler Nutzer liegen indes eher niedrig bei 7 von 10 Punkten, denn einige der Design-Einfälle erweisen sich schlicht als unpraktisch, etwa, wenn man übers Bett in die Dusche zu steigen hat, der Fernseher am Fußende die Beinfreiheit einschränkt oder die Fenster mit den schicken Schiebeläden sich nicht öffnen lassen. Vielleicht ist das Haus für das modulare Raum-im-Raum-Konzept doch zu eng. Dass die Hölzer, Kautschukböden und grellen Lacke »bio« sind, die grässlichen pinkfarbenen Lampen überm Bett energiesparend blenden und der Gast zum Treppensteigen und Recycling angehalten wird, ist o.k., aber das Trara ums »HI matic« stellte sich leider als ein Medienhype heraus.
- Standort: 71, rue de Charonne, F-75011 Paris
Design: Matali Crasset, Paris, mit JALC architectes und Collectif 07
Fertigstellung: April 2011