Hamburg St. Pauli
Klubhaus
~Jürgen Tietz
Auf St. Pauli ist erlaubt, was andernorts gar nicht geht. Das gilt für die schillernden Facetten des Nachtlebens ebenso wie für dessen Architektur. Und so blitzt und blinkt die Medienfassade des neuen »Klubhauses« am Spielbudenplatz, wie es an keinem anderen Ort Hamburgs wünschenswert wäre. Zu den Herausforderungen einer Medienfassade gehört es, das Verhältnis zwischen dem Bildschirm als Träger der (Werbe-) Botschaft und der Architektur als Träger des Bildschirms zu klären, will man sich nicht auf eine bloß verhüllende Projektionsfläche beschränken. Für das Klubhaus hat Philipp Kamps (Akyol Kamps: bbp Architekten) zusammen mit der Hamburger Kreativagentur Urbanscreen eine beachtenswerte Lösung entwickelt. Es wird eine zweite Fassadenschicht aus goldfarben pulverbeschichteten Aluminiummodulen (0,65 x 2,75 m) vorgeblendet, hinter der das Haus sichtbar und der Ausblick daraus möglich bleibt. In den unteren Rahmen der Module sind LED-Lichtbänder zur indirekten Flächenstrahlung integriert. Je nach Dichte der LEDs liefern sie ein hochauflösendes Bild oder einen dezent unscharfen Farbschleier. Durch ihre leichte Schrägstellung sind die LEDs nur auf den Spielbudenplatz ausgerichtet und bewahren somit die Umgebung vor Blendeffekten. Zusätzlich zu den unterschiedlichen Bildintensitäten sind die Metallmodule in einer reliefartig anmutenden »Landschaft« über die Fassade verteilt. Indem sie vor- und zurückspringen oder ganze Module ausgelassen werden, entsteht eine optische Irritation. Das verhindert einen allzu »platten« Bildschirmeffekt und lässt eine räumliche wie optische Spannung entstehen. Ergänzt wird die Lichtinszenierung durch die senkrechte Glaswand des seitlich positionierten Fahrstuhls: Seine Scheiben sind – trotz der dazwischen eingefügten LEDs – durchsichtig, ermöglichen aber auch eine flächige Bespielung. Dann spült das beworbene Bier den Fahrstuhl in spritziger Süffigkeit scheinbar empor – Prost St. Pauli.
Das Innere des Hauses ist schnell erzählt: Seine Ausgestaltung liegt bis auf die robusten Treppenhäuser, die sich dem zentralen Eingang seitlich anschließen, in der Hand der Nutzer und reicht vom Keller-Club im U-Bahnlook bis zur urban-lässigen, charmanten Dachgartenbar mit Hansestadt-Ausblick.
Standort: Spielbudenplatz 21/22, 20359 HamburgArchitekten: akyol kamps : bbp architekten, Hamburg Fertigstellung: September 2015
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