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Bibliotheken am Bauhaus Dessau

Dessau-Rosslau
Bibliotheken am Bauhaus Dessau

~Cornelia Heller

Der Gedanke, die Bibliotheken der Stiftung Bauhaus Dessau und der Hochschule Anhalt zusammenzuführen, war kein neuer, und das seit 2003 leer stehende Gebäude der Kaufhalle nebst Tanzcafé direkt neben dem weltberühmten Bauhaus-Gebäude drängte sich für diesen Zweck nahezu auf. Wie es heißt, soll Walter Gropius den Bau des Nahversorgers auf dem Nachbargrundstück in den Jahren 1961/62 wohlwollend begleitet haben. Der Architekt Hermann Rey verwandte bei seiner damaligen Planung konsequent und sicher zentrale Elemente der Bauhaus-Architektur – reduzierte klare Formensprache, Pultdach und zudem eine großflächige Glasfassade im OG – und schuf daraus ein heute durchaus wertgeschätztes Stück »Ostmoderne«.

Der nach einem Auswahlverfahren mit dem Umbau des einstigen Kaufhallen- und Cafégebäudes beauftragte Architekt Reiner Becker hat sich vom Zeitgeist des Ursprungsgebäudes inspirieren und einen bereits 1969 als Erweiterung verstandenen, das Gesamtbild des Hauses und den Blick auf die Bauhaus-Südfassade jedoch störenden Vorbau abreißen lassen. Der Effekt ist verblüffend: In der ruhigen alleebegleitenden Abfolge beider Häuser stellt sich nunmehr Ensemblecharakter ein. Der als »Flachbau« bekannte, 1981 rechtwinklig an die Kaufhalle angefügte Anbau wurde u. a. für die Freihandbibliothek in das Vorhaben integriert, er tritt heute in der Wahrnehmung der Gebäude weit zurück. Einzig an der sensiblen Stelle, wo Alt und Neu der Bibliothek zusammenkommen, wagte Becker einen Neubau, die »Box«, bewusst reduziert, um Konkurrenz auszuschließen, glatt verputzt in hellem Ton und im oberen Abschluss aus opak, leicht grünlichem, hinterleuchtetem Glas. Allein in ihrer Funktion als Scharnier findet sich nun auf der Gebäudeecke zum Bauhaus eine neue, eine gebogene Form. Sie setzt sich, als Radius nachgezeichnet, im Innern der Box als verbindendes Element fort. Mühelos hat sich mit dem Umbau des alten Kaufhauses Bibliotheksatmosphäre mit Lese- und Arbeitsplätzen entlang der großen, beste Ein- und Ausblicke bietenden Schaufenster eingestellt, bemerkenswert die ebenfalls aus der Feder Beckers stammenden Kleeblatttische im EG. Sie mögen synonym für die glückhaft gelungene Balance stehen, wie Rück-, Um- und Neubau in der Pufferzone des Dessauer Welterbes gelingen kann.


  • Standort: Gropiusallee 34, 06846 Dessau

    Architekten: Reiner Becker Architekten, Berlin
    Eröffnung: März 2012
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