In Fachwelt und Öffentlichkeit ist der neue Kopfbau der Messe Basel keineswegs unumstritten: Neiden manche Berufskollegen dem Büro Herzog & de Meuron den Direktauftrag für das 430-Mio.-Franken-Projekt, so stört sich das allgemeine Publikum eher an der Tatsache, dass das mehr als 30 m hohe Gebäude die städtebauliche Achse Rhein-Claraplatz-Messeplatz-Badischer Bahnhof unterbricht und die bisherige städtebauliche Dominante des Messeturms (Morger & Degelo mit Daniele Marques) in den Hintergrund drängt. In der Tat ist die Baumasse gewaltig, misst 220 m in der Länge und 90 m in der Breite und bietet 38 000 m² Ausstellungsfläche in drei übereinander gestapelten Hallen von 10, respektive 8 m Raumhöhe. Nötig wurde der Neubau, dem der alte, leicht expressionistisch angehauchte Kopfbau aus dem Jahr 1927 weichen musste, weil die Basel World – die Uhren- und Schmuckmesse – Platz für zwei- und dreigeschossige Stände benötigt. Für diese werden von den Firmen insgesamt mehr als 500 Mio. CHF investiert (also mehr als die Kosten des Baus). Ohne den Neubau hätte die Messe das Baseler Zentrum verlassen.
Sind Messehallen primär gigantische, flexibel unterteilbare Räume, so ist es Herzog & de Meuron überzeugend gelungen, der Aufgabe architektonische und städtebauliche Qualität abzuringen. Die drei Geschosse sind gegeneinander leicht versetzt, sodass sich das Gesamtvolumen horizontal schichtet. Über dem weitgehend verglasten EG bestimmt das schimmernde Metallgeflecht das Bild des Gebäudes, wobei die Fassaden durch Verdrehungen zusätzlich dynamisiert werden. Mit dem gleichen Metallgeflecht ist auch der kreisförmige Durchbruch versehen, der durch das Gebäude gleichsam hindurchgestanzt wurde und die in der Straßenachse unter der Überbauung angelegte »City Lounge« belichtet, die nicht nur als Eingangsbereich für die Messe, sondern auch als »Brennpunkt öffentlichen Lebens« funktionieren soll. Ob das trotz Tramhaltestelle und nur einigen wenigen Restaurants außerhalb der Messezeiten gelingt, bleibt abzuwarten.
~Hubertus Adam
Standort: Messeplatz 1, CH-4058 Basel
Architekten: Herzog & de Meuron, Basel
Bauzeit: Juni 2010 bis Februar 2013; Inbetriebnahme: Juni 2013
Architekten: Herzog & de Meuron, Basel
Bauzeit: Juni 2010 bis Februar 2013; Inbetriebnahme: Juni 2013
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