~Andrea Nussbaum
Archiven kommt gerade in unserem Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit eine besondere Rolle zu. Als Hüter des Originals sind sie so etwas wie Bunker des Unwiederbringlichen. Und so ist es auch zu verstehen, dass Adolf Krischanitz das neue »Archiv der Zeitgenossen« des Landes Niederösterreich an einen, wie er sagt, »sicheren Ort« platzierte. Tief unter der Erde, in einem UG der von Dietmar Feichtinger errichteten Donau Universität in Krems, fand sich die ideale Stätte: eine ungenutzte Ausstellungshalle. Vier Archivräume von je 8 x 5 m bilden zusammen einen Kubus, der frei innerhalb der klimakontrollierten Halle steht. Allesamt identisch gestaltet, unterscheiden sich die vier Räume nur in der Holzart. Unaufgeregt und zeitlos bieten sie, was ein Archiv braucht: Ruhe für den konzentrierten Blick – schließlich soll nichts vom Wesentlichen, von den Originalen ablenken. Boden, Regalwände, Deckenträger und die Möblierung mit Tisch und Stühlen, alles wurde in Holz ausgeführt. Vier Nachlässe, oder besser »Vorlässe« kann das Archiv aufnehmen. Zwei Räume sind bereits belegt. Der für den Dramatiker Peter Turrini ist ganz in Birke gehalten, jener für den Komponisten Friedrich Cerha in Kirschholz. Für die beiden noch zu vergebenden Räume wählte Krischanitz die Holzarten Eiche und Nuss. Fast schon obligatorisch ist die »klassische« Lichtdecke, die für gleichmäßige Beleuchtung sorgt. Ein kleiner Veranstaltungsraum und ein Depot ergänzen das Archiv ebenso wie die ebenfalls von Krischanitz gestalteten Vitrinen im umlaufenden Gang.
Damit wäre es eigentlich genug, doch Krischanitz wollte das Archiv nicht spurlos in der Erde verschwinden lassen: An der Oberfläche zeichnet in den Campus-Rasen eingelassener Werkstein den Grundriss der vier Räume darunter nach.
- Standort: Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems an der Donau
Architekten: Architekt Krischanitz, Wien
Eröffnung: Juni 2010
db deutsche bauzeitung 04|2011