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Krematorium Siesegem in Aalst (Belgien) von KAAN Architecten

Aalst (B)
Krematorium Siesegem

~Hartmut Möller

Der wachsende Anklang, den Feuerbestattungen finden, rückt auch die entsprechende Bauaufgabe verstärkt in den Fokus. Das Krematorium im ostflämischen Aalst spendet kraft seiner Schlichtheit den Hinterbliebenen Ruhe und Gelassenheit. Trotz seiner Lage direkt an einer Hauptverkehrsader erfolgt die Erschließung des Parkplatzes über eine Seitenstraße, um Gelegenheit zu geben, den lauten, hektischen Alltag hinter sich zu lassen. Eingebettet in das weich geschwungene Grün des Landschaftsarchitekten Erik Dhont bildet der 74 m x 74 m messende Quader einen harten Kontrast zur Umgebung. 16 anliegende, wie Hügelgräber wirkenden Bodenerhöhungen bilden einen Urnengarten zum Verstreuen der Asche und als Ort des Gedenkens. Ins Areal ausgreifende, 8 m hohe Sichtbeton-Wandscheiben und Betonrahmen verzahnen den Monolith mit dem Gelände. Sie wecken Assoziationen an die Landhausprojekte Mies van der Rohes; mächtige, das scharfkantige Gebäude zonierende Natursteinplatten erinnern an den Barcelona-Pavillon. Ein Spalt zwischen zwei Betonwänden in der Südwestecke leitet in einen Innenhof und deutet zeichenhaft in Richtung Haupteingang. Links vom Windfang gliedert ein gebäudetiefer Flur in Ost-West-Richtung das Volumen im Verhältnis 2:3. Im südlichen Teil liegen gegenüber der Küche vier Räume für den Leichenschmaus. Der nördliche nimmt die beiden Zeremonienhallen (deren größere schon einmal 900 Personen beherbergt hat) samt anschließender, in einer Art Rundgang erreichbarer Familien- und Kondolenzzimmer auf.

Das über raumhoch verglaste Patios und etliche Deckenöffnungen schräg einfallende Licht verleiht dem Haus eine sakral anmutende Aura; überhaupt stellt sich aufgrund der lichten Raumhöhe von 6,40 m ein Gefühl von Ehrfurcht ein. Der Bezug zur umgebenden Natur oder zumindest zum Himmel bleibt aber überall im Gebäude erhalten.

Ungewöhnlich: sämtliche Technik der Verbrennungsöfen ist für die Angehörigen offen sichtbar; ein gläserner Deckendurchbruch fungiert als Himmelsluke des Schornsteins.

Wenige Orte symbolisieren die Schwelle zwischen Dies- und Jenseits so stark wie Bauten für Bestattungszeremonien. Ob die rohe Formensprache den Moment des endgültigen Abschieds zu katalysieren vermag, hängt sicher vom Empfinden jedes Einzelnen ab. Ungeachtet dessen erzeugt die puristische Ästhetik vor Ort durchaus das Gefühl von Andacht und Würde.


  • Standort: Merestraat 169, B-9300 Aalst


    Architekten:
    KAAN Architecten, Rotterdam
    Bauzeit:
    April 2016 bis September 2018
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