Die Geschichte des dänischen Judentums ist ohne Vergleich in Europa. Im Oktober 1943 retteten die Dänen die meisten ihrer jüdischen Mitbürger vor der Verfolgung durch die nationalsozialistischen Besatzer und unterstützten sie aktiv auf der Flucht nach Schweden. Diese Hilfsbereitschaft versucht Libeskind bei seinem Entwurf für das jüdische Museum in Kopenhagen zu thematisieren. Im Gegensatz zu seinem Berliner Ausstellungsbau, bei dem der Holocaust eine zentrale Rolle spielt und seinen architektonischen Niederschlag in beklemmenden Raumsequenzen fand, inszeniert Libeskind in Kopenhagen Räume, die Optimismus ausstrahlen sollen – als Reverenz an die »Mitzvah«, die gute Tat der Dänen.
Der Zugang zum Museum liegt etwas versteckt im Gartenhof der königlichen Bibliothek. Im kreuzgratüberwölbten Erdgeschoss des historischen Gebäudes empfängt den Besucher ein Labyrinth aus raumhohen, schräg gestellten Körpern, in die Vitrinen und Beleuchtung integriert sind. Ihre Birkenholzverkleidung und das warme Licht erzeugen gemeinsam mit dem roten Backstein des Altbaus eine freundliche Atmosphäre. Der in mehrere Richtungen geneigte Boden aus Eichendielen soll Assoziationen an schwankende Schiffe wecken, mit denen die Juden einst gerettet wurden. Christian Schönwetter
Standort: Proviantpassagen 6, Kopenhagen
Architekt: Daniel Libeskind, New York
Fertigstellung: 2004