In den letzten Jahren wurde der Kopenhagener Hafen unverkennbar vom dänischen Modernismus geprägt, vorneweg die königlichen Kultureinrichtungen Bibliothek, Schauspiel und Oper (s. db 2/2009, S. 44 ff).
In dem Ensemble sticht Bjarke Ingels spielerisch-heiteres Hafenbad heraus – der junge Däne war damals schon deutlich durch die Rotterdamer Kaderschmiede OMA geprägt.
Kurz nach Fertigstellung des Hafenbads gewann OMA 2006 einen von der Kopenhagener Realdania-Stiftung ausgeschriebenen Wettbewerb, der die Bebauung eines Grundstücks vorsah, auf dem einst die Königliche Brauerei stand. Realdania beabsichtigte, das zum Parkplatz heruntergekommene Gelände, das an die Bibliothek und den Sören Kierkegaard-Platz grenzt, in Partnerschaft mit der Stadtverwaltung in eine städtische Ikone namens Blox zu verwandeln – in eine multifunktionale Einrichtung für Start-ups, die sich unter dem Label »Bloxhub« der nachhaltigen Stadtentwicklung verpflichten, und gleichermaßen in ein Ausstellungszentrum des Dänischen Architekturzentrums (DAC), das als Aushängeschild des Neubaus dienen soll. Dazu kommen Café, Restaurant, Buchladen, Fitnesscenter, Stellplätze und 22 Wohnungen.
OMA-Partnerin und Projektarchitektin Ellen van Loon musste von Beginn an dem Lokalmatador Jan Gehl Paroli bieten, der lieber auf sein menschenfreundliches und autofreies Konzept setzte und den Stadtverkehr um den Neubau herumlenken wollte. Doch van Loon widersprach und zwängte den Verkehr mitten hindurch.
Bekanntlich hat sich OMA immer für die Potenzialitäten verdichteter Metropolen interessiert, für die Neuausrichtung von Bewegungsabläufen zwischen Innen und Außen, für komplexe, multifunktionale Gebäude, in denen sich mitunter unerwartete Querbezüge ergeben. In dem aus modularen Quadern gefertigten Blox sind die fraktalen Bezüge zwischen Architekturzentrum, Büroeinheiten, Apartments und Parkplätzen deutlicher als in vielen anderen OMA-Projekten, die Programmbereiche verzahnen sich stärker und zeigen erhöhte visuelle Präsenz für die in den jeweils anderen Bereichen Beschäftigten.
Vielleicht besteht in der extremen Komplexität das unausgesprochene Ziel des 28 000 m² Grundfläche umfassenden Blox, nämlich unerwartete Kontakte und Transparenzen zwischen eigentlich getrennten Räumen zu eröffnen. Alles in allem ist Blox, wie nicht anders zu erwarten, eine urbane Maschine: Sie überspannt eine Verkehrsstraße, integriert eine öffentliche Passage, präsentiert eine kompakte Siedlungseinheit und überrascht, zur Freude der Kinder, mit einem Spielplatz, der sich des Nachts in ein Freilichtkino verwandeln lässt.
- Standort: Frederiksholms Kanal 30, DK-1220 Kopenhagen
Architekten: OMA, Rotterdam
Bauzeit: Baubeginn: 2013, Eröffnung: Mai 2018