- Standort: Leof. Andrea Siggrou 364, GR-Kallithea 176 74
Architekten: Renzo Piano Building Workshop RPBW, Genua/Paris, mit BETAPLAN, Athen
Eröffnung: ab 2016 / Februar 2017
Kallithea bei Athen (GR)
Stavros Niarchos Kulturzentrum
Zwischen Häusermeer und Mittelmeer hat Renzo Piano an der Bucht von Faliro eine neue Akropolis entworfen. Das gigantische Kulturzentrum ist nach einem griechischen Reederei-Magnaten benannt und nimmt neben Nationalbibliothek und Nationaloper auch ein Kunstmuseum auf. Das Grundstück gehört zu Kallithea, der am dichtesten besiedelten Gemeinde des Landes, und war zuvor von einer Pferderennbahn und dann einem Parkplatz für Gäste der olympischen Sportstätten belegt.
Man spürt, dass die generöse, neue »kulturelle Akropolis« schon im Jahr 2007, noch vor der großen Finanzkrise, geplant worden war. Die Stiftung des kunstsinnigen Reeders hat dem krisengeschüttelten Staat stolze 566 Mio. Euro für den Neubau gestiftet. Ein 400 m langes Bassin führt die Besucher zu einer »Agora«, einem großen Vorplatz in einem Gebäudeeinschnitt, von dem aus die großzügig ausgestatteten Kulturstätten erschlossen werden: rechterhand die Nationalbibliothek mit mehr als 1 Mio. Büchern im Bestand, nun erstmals als Forschungs- und Publikumsbibliothek, und zur Linken der in Rot gehaltene Opernsaal mit über 1 400 Sitzplätzen. Der riesige Dachgarten mit 1 400 neu gepflanzten Bäumen bietet auf 17 ha einen öffentlichen Park mit unterschiedlich gestalteten Gärten, Labyrinth, Sportpark, Brunnen und Spielplatz. Alle Materialien und Pflanzen wurden im Hinblick auf pflegeleichte Haltbarkeit ausgewählt – eine kluge Idee, da in Athen Graffiti-Sprayer und streunende Hunde schnell vom öffentlichen Raum Besitz ergreifen.
Der Aufstieg auf das bis in eine Höhe von 32 m reichende Garten-Plateau kulminiert in einem »Leuchtturm«, einem weißen »Tempel« mit spektakulären Blicken über Stadt und Meer. Über dem gläsernen, quadratischen Ausguck liegt ein 10 000 m² großes, mit PV-Zellen belegtes »Energie-Dach«, das 1,5 MW Strom erzeugen kann. Dieser dünne Baldachin wird von einem Mast bekrönt und wirkt wie ein weißer Schirm. Piano liebt derlei nautische Details. Die umgebende Terrasse erinnert an ein Bootsdeck. Ausgerechnet zum Meer hin zeigt sich das stolze neue Kulturzentrum (wie überhaupt die ganze Stadt) mit einer ausgeprägten Rückseite: Eine barsche Betonwand schirmt den Neubau gegen die Ufer-Autobahn aber auch den Hafen ab.
~Ulf Meyer
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