Mit dem Jugendfreizeitheim und Familientreff haben die Berliner Architekten Doris Gruber und Bernhard Popp das erste öffentliche Gebäude aus Infraleichtbeton verwirklicht. Entstanden ist die »Betonoase« in enger Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Mike Schlaich (schlaich bergermann und partner), der seit Jahren zu dem Material forscht, sowie Heidelberger Zement. Zu den Vorteilen von Infraleichtbeton zählt seine hohe Dämmfähigkeit, die sich aus dem Zuschlag lufthaltiger Blähtonteilchen ergibt. Die massiven, 50 cm dicken Außenwände sind mit verzinkter Bewehrung versehen, die Vordächer kragen 2,50 m stützenfrei aus.
Durch den geradezu archaisch einfachen Wandaufbau fällt das aufwendige Detaillieren von Anschlussstellen weg. Die Betonoase ist ein Haus aus einem Guss. Wunderbar zeigt sich das an der Fassade, wo sich die einzelnen Gusslagen ablesen lassen. Einen besonderen Reiz besitzen die kleinen »Fehlstellen«: Die Schalung wurde zusätzlich mit Vlies ausgelegt, damit die Oberfläche des sehr flüssigen Infraleichtbetons später möglichst glatt ausfiel. Dort, wo das Vlies beim Einfüllen verrutschte, entstanden auf der Oberfläche zauberhafte kleine gefältelte Mikroreliefs. An den abgeschrägten Fensterlaibungen wurde auf das Schalungsvlies verzichtet. Dort zeigt der Infraleichtbeton eine lebendig schrundige Oberfläche.
Die Besonderheiten des neuen Materials können hier nur angerissen werden. Insgesamt erweist sich die blockhaft klare Betonoase als funktionales, eingeschossiges Haus, das zwei räumlich klar getrennte Nutzungen vereint. Während der größere Teil nachmittags und abends als Freizeiteinrichtung für Jugendliche dient, wird der kleinere Teil als Treffpunkt für Familien mit kleineren Kindern genutzt. Beide Funktionen eint ihre offene Raumstruktur, deren einfacher Innenausbau aus Schichtholzmöbeln in enger Zusammenarbeit zwischen Nutzer und Architekten entwickelt wurde. Auch darin ragt das kleine flache Haus aus dem umgebenden Meer der sanierten Lichtberger Plattenbausiedlung hervor.
- Standort: Dolgenseestraße 60a, 10319 Berlin
Architekten: Gruber + Popp Architekten, Berlin
Bauzeit: Juni 2018 bis November 2019, Eröffnung: Dezember 2019
Tragwerksplanung: schlaich bergermann partner, Berlin, Mike Schlaich, Boris Reyher
Versorgungsplanung: Ingenieurbüro Löber, Berlin
Außenanlagen: Landschaftsarchitekten BDLA Franz Beusch, Potsdam; capatti staubach (Wettbewerb), Berlin
Prüfingenieur: Dr.-Ing. Hartmut Kalleja, Berlin
Kunst am Bau: 333 gätjens plavec saric GbR, Berlin
Infraleichtbeton: Heidelberger Beton »