In Deutschland steigt die Zahl der aufgedeckten Fälle von Gewalt an und Missbrauch von Kindern: Leider gibt es zu wenige Schutz- und Betreuungseinrichtungen. In Hamburg-Schnelsen haben nun die D. und H. Urban-Stiftung und die Großstadt-Mission Altona mit dem »Haus Mattisburg« ein wegweisendes Schutzhaus initiiert, das vom Architekten Florian Fischötter gestaltet wurde. Ziel der Einrichtung ist es, bis zu zehn gewaltgeschädigten und traumatisierten Kindern und ihren Familien eine auf ihre individuellen Lebens- und Leidensgeschichten ausgerichtete diagnostisch-therapeutische Hilfe anzubieten. Die Architektur ist ganz auf das therapeutische Konzept zugeschnitten. So wurden die Wohnräume der Kinder klar vom Therapiebereich getrennt – einerseits, um Rückzugsbereiche zu schaffen, andererseits, um zufällige Begegnungen mit den Eltern zu vermeiden. Die beiden Bereiche sind schon von außen an den Längsseiten durch das Treppenhaus und unterschiedliche Dachneigungen voneinander abgesetzt und besitzen zudem getrennte Eingänge. Die offenen, ineinander fließenden Räume erscheinen hell und einladend, ohne kindlich verspielt zu sein; warmes Holz für Böden, Türen und Fenster sowie die Fassade dominiert. Neben den Zimmern und Bädern gibt es eine große Wohnküche mit langer Tafel, dazu Bastel-, Therapie- und Aufenthaltsräume. Weil in dem Wohngebiet nur eine zweigeschossige Bauweise möglich war, wurde auch der Keller für eine Werkstatt sowie einen weitere Aufenthaltsraum genutzt. Differenziert gestaltete Räume mit unterschiedlichen Farbkonzepten und dezenten Möbeln, Erker, Oberlichter, Sitznischen an den Flurfenstern – es ist bemerkenswert, wie viele fein gestaltete Details in diesem gar nicht so großen Haus eingeflossen sind. Die liebevolle, gut durchdachte Architektur stellt sich damit aufs Vorzüglichste in den Dienst der Mattisburg, deren Aufgabe es ist, verletzte Kinderseelen zu stabilisieren und zu heilen.
- Standort: Heidlohstraße 97, 22459 Hamburg
Architekt: Florian Fischötter, Hamburg
Eröffnung: August 2014