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Hamsun-Zentrum

Hamarøy / Nordland (N)
Hamsun-Zentrum

Hamsun-Zentrum
~Ulf Meyer

Knut Hamsun, der 1920 den Literaturnobelpreis erhalten hatte, war in den 30er und 40er Jahren ein Hitler-Verehrer und so vom Nationaldichter zur peinlichen Figur geworden. Norwegen setzt bei dem Versuch, den kontroversen Landessohn als Köder für den Massentourismus auszuwerfen, auf die Kraft der Baukunst.
In der nordnorwegischen Fjordlandschaft, an einem stillen Bergsee, ist das neue Hamsun-Zentrum nicht zu übersehen. Es wird aber nicht nur angeschaut, es schaut auch zurück. Wie eine schwarze Fratze grüßt die anthropomorphe Hauptfassade die Besucher. In der mächtigen Berglandschaft wirkt es dennoch nicht auftrumpfend. Holl nennt sein Konzept »Building as a Body« – das Haus ist ein Baukörper im wahrsten Sinne des Wortes. Das Rückgrat ist die Vertikalerschließung. Alle Interieurs entwickeln sich entlang einer »promenade architecturale« um den Aufzug herum als offene Treppen, die Lufträume über drei Etagen entstehen lassen. Der Lift ist mit Messing-Lochblech verkleidet, das, von innen beleuchtet, geheimnisvolle Schatten in die Ausstellungsräume wirft. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Illusion werden verwischt, wie in Hamsuns Dichtung.

Besucher schrauben sich zur Bibliothek empor und weiter zu einem zedernverkleideten Aussichtsbalkon, eine Anspielung auf den »leeren Geigenkasten« in einem von Hamsuns Romanen. Wie in Hamsuns Epik, so kann man auch in Holls Gebäude immer neue Details und Schrulligkeiten entdecken. Innen dominieren weiße Betonwände und gekippte Terrazzo-Böden. Die Fenster rahmen Blicke in die Fjord-Landschaft. Höhepunkt des Rundgangs ist ein kleiner Dachgarten. Er hat »Haare« wie traditionelle Grasdächer in Norwegen (hier allerdings aus Bambus). In dem umgebenden Birkenwäldchen wirkt der Neubau wie ein Fremdkörper. Einerseits ist er radikal anders, andererseits nutzt er aber auch volkstümliche Motive wie die dunkel gebeizten, horizontal geschalten Holzfassaden, die an Stabkirchen erinnern. Der eigenwillige Bau wirkt wie eine Übersetzung der Hamsun’schen Figuren in Architektur, von literarischer Fiktion in Raumkunst.


  • Standort: 8294 Hamarøy

    Architekten: Steven Holl Architects, New York (USA)
    Eröffnung: Juni 2010 (Entwurf 1994)
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