Der Bedarf für den Neubau erwuchs aus der Zusammenlegung zweier evangelischer Gemeinden. Das rund 5,2 Mio. Euro teure Projekt ließ sich weitgehend über den Verkauf der beiden attraktiv gelegenen Bestands-Immobilien finanzieren.
Gesine Weinmiller (Siegerin im Wettbewerb 2012) stellt der Kirche einen Kampanile an die linke Seite und fügt rechts ein Gemeindezentrum hinzu. Dieses umringt einen kleinen Innenhof, um den herum die interne Erschließung geführt ist. Man ist geneigt, hierin ein Quadrum und einen Kreuzgang zu erkennen. Es gibt einen Speisesaal mit Küche, der über diesen Innenhof hinweg in räumlicher Opposition zum Kirchenraum steht – analog zum klösterlichen Refektorium. Quer dazu weist eine Achse entlang des Hofs vom Haupteingang zum teilbaren Gemeindesaal – im St. Galler Klosterplan wäre das der Kapitelsaal.
Die Fassaden bestehen aus einer sorgsam gemauerten Klinker-Vormauerschale. Der handwerklich sehr bewusste Umgang mit diesem hellen Material erinnert an Zumthors Diözesanmuseum Kolumba in Köln (s. db 3/2008, S. 48).
Hinter dem sich zur Vaalser Straße hin öffnenden Gemeindezentrum liegt ein eingezäunter, nicht öffentlich zugänglicher Gemeindegarten. Mittig weist er eine größere Rasenflächen auf, bietet aber zudem seitlich auch ruhige Zonen für kontemplative Momente an.
Für den Entwurf der Kirche übernahm Weinmiller bewusst Elemente des klassischen Kirchenbaus – Hauptschiff, Obergaden, Seitenschiffe und Apsis –, belichtet das stilistisch stark zurückgenommene Kircheninnere aber ganz ohne Fenster allein über Lichtschächte, die zu zahlreichen verdeckt angeordneten Oberlichtern führen, und erläutert dazu: »Der Besucher wird vom diffusen Licht umfangen und es entsteht ein Raumeindruck, den er nicht kennt.«
Mit ihrer geometrischen Klarheit und in ihrer Stringenz erinnert die Architektur an die Sakralbauten von Rudolf Schwarz, namentlich an St. Fronleichnam im Aachener Osten. Auch hier wird der sakrale Formenkanon reduziert und verdichtet in die Moderne überführt. Tatsächlich ist der Weinmillersche Bau kompromisslos und formal hart, damit aber auch zeitlos und hochaktuell.
- Standort: Vaalser Straße 349, 52074 Aachen
Architekten: Weinmiller Großmann Architekten, Berlin
Bauzeit: Januar 2017 bis Juni 2018
Wasserstrich-Backstein-Klinker (Farbgebung »arundo«): Ziegelei Hebrok, Natrup-Hagen, www.privatziegelei-hebrok.de