Üblicherweise gehören die seit 1946 stattfindenden Bregenzer Sommerfestspiele zum Betätigungsfeld der Theaterkritiker. In diesem Jahr kam das Interesse der Architekturkritiker. Bereits 1997 hatten die Vorarlberger Architekten Helmut Dietrich und Much Untertrifaller den Ende der siebziger Jahre erbauten Festspielkomplex um ein Probengebäude und einen quer über der Anlage schwebenden Stahlfachwerkriegel mit Büros, Arbeits- und Aufenthaltsräumen erweitert. Bühnenhaus, Hauptsaal und Foyer blieben damals jedoch weitgehend unangetastet, so dass der neuerliche Umbau keineswegs nur Facelifting ist, sondern eine längst überfällige Generalüberholung. Während der nur zehnmonatigen Bauzeit kam es daher zum Austausch von Haus- und Bühnentechnik und zur vollständigen Entkernung des heute in warmem Akazienholz erstrahlenden Hauptsaals. Überdies wurde mit einem zweiten zeichenhaft über dem Haupteingang liegenden Riegel eine neue zentrale Erschließungsachse für alle Aufführungsstätten – Hauptsaal, Seebühne und Werkstattbühne – geschaffen. Angesichts des unverkrampft additiven, zugleich aber sensibel auf den Gebäudebestand abgestimmten Entwurfskonzeptes erscheint das unmittelbar am Bodenseeufer gelegene Festspielhaus heute mehr denn je als ausgewogene kompositorische Einheit. Roland Pawlitschko
- Standort: Platz der Wiener Symphoniker, Bregenz
Architekten: Dietrich | Untertrifaller , Bregenz (A)
Eröffnung: Juli 2006