~Ralf Wollheim
Der Berliner Unternehmenssitz von Total ist mit 16 Büroetagen und einem weiteren Technikgeschoss zwar kleiner, dafür aber deutlich eleganter als die Zentrale des Mineralölkonzerns in Paris. Mit rund 500 Mitarbeitern zieht die deutsche Niederlassung als Mieter in das erste Gebäude der langsam entstehenden Europacity, die einmal doppelt so groß werden soll wie das Areal rund um den Potsdamer Platz. Nördlich des Hauptbahnhofs präsentiert sich der »Tour Total« weithin sichtbar als schlanke, gut proportionierte Hochhausscheibe mit einer Rasterfassade. Doch Baukörper und Fassade sind nur auf den ersten Blick einfach strukturiert. Denn die großen Fronten sind leicht angewinkelt und die außenliegenden Betonstützen unregelmäßig geformt, was der Fassade eine kräftige Plastizität verleiht und dem Raster die Strenge nimmt. Die Knicke in den Längsfassaden gliedern nicht nur die enorme Fläche, im Innern unterteilen sie die Büroebenen jeweils in zwei Großraumbüros. Hier überzeugen der Blick über die Berliner Innenstadt und die Geschosshöhe von 3 m sowie die raumhohen, dreifach verglasten Fenster. Diese können geöffnet werden, allerdings nur um einen Spalt von 12 cm, ausreichend zur natürlichen Belüftung der Büros. Da der Kern und die Fassade tragend ausgebildet wurden, konnten die Etagen stützenfrei bleiben. Moderiert vom Beratungsunternehmen Jones Lang LaSalle entwickelten die Mitarbeiter in verschiedenen Arbeitsgruppen die Innenraumkonzepte selbst. Entstanden ist eine mustergültige Büroeinrichtung – mit zahlreichen Rückzugsmöglichkeiten, Besprechungskabinen, Sporträumen etc.
Die innenliegenden Träger der Fassade haben einen quadratischen Querschnitt, die äußeren vorgehängten Betonelemente dagegen eine komplizierte asymmetrische Form. In der Gesamtansicht ergeben sich langgezogene, dreieckige Flächen, die sich jeweils rechts- oder linksbündig über insgesamt zwei Elemente erstrecken. K-Module nennen die Architekten diese Fertigteile, die mit ihren schrägen Graten und Flächen ein komplexes Relief mit einem ständig wechselnden Spiel von Licht und Schatten erzeugen. Mit nur wenigen Modulen ist es hier gelungen, eine unaufgeregte und elegante Fassade zu entwickeln und die Monotonie der üblichen Berliner Lochfassaden zu vermeiden.
- Standort: Ecke Heidestraße / Minna-Cauer-Straße, 10557 Berlin
Architekten: Barkow Leibinger, Berlin
Bauzeit: Juni 2010 bis September 2012
db deutsche bauzeitung 12|2012