Die mediale Inszenierung von Architektur ist en vogue: Allerdings erlaubt die Art von Interaktivität, für die sich der Architekt hier in Berlin-Mitte entschied, dem Passanten keine Mitwirkungsmöglichkeit: Die Hotelfassade besteht aus rechteckigen Fensterfeldern, die in eine aluminiumverkleidete Pfosten-Riegel-Konstruktion eingelassen sind. Wenn kein Gast im Zimmer ist, werfen im Zimmer angebrachte Videobeamer die bewegten Bilder von Videokünstlern auf die transluzenten Vorhänge hinter den straßenseitigen Fenstern. Von der Straße aus erblickt man nach Einbruch der Dunkelheit ein Raster, das allein durch den Inhalt seiner leuchtenden Felder variiert wird. Die Zimmer entsprechen je einer Einheit des Rasters, ihre Straßenwand besteht aus einer festen, vom Boden bis zur Decke reichenden Glasscheibe nebst einem Fenster aus grauem Stahl, das sich öffnen lässt. Die quadratischen Glasflächen sind mit den stehenden Rechtecken und dem umgebenden Rahmen kombiniert, wobei die geschlossenen Flächen die Räumlichkeit der Fassade stärken. Die Interieurs der Zimmer entwarf der Künstler Harald Schreiber. Er holte den Waschtisch aus der hotelüblichen WC-Zelle heraus und rückte ihn in die Mitte des Zimmers. Putzt man sich an dem breitrandigen Becken die Zähne, kann man über die Schlafstatt hinweg das Leben auf der quirligen Oranienburger Straße verfolgen. Frank Peter Jäger
- Standort: Oranienburger Straße 52, Berlin
Architekten: Eicke Becker Architekten, Berlin
Fertigstellung: 2004