Wassertropfen, Blase, Gehirn, Käfer oder doch Raumschiff? Der kürzlich eingeweihte kuppelartige Bau von Norman Foster in Berlin-Dahlem lässt eine ganze Reihe von Assoziationen zu. Eingedenk der Funktion als Universitätsbibliothek scheint »Gehirn« das nahe liegendste Bild zu sein, und so bekam das Gebäude bereits vor der Fertigstellung seinen Spitznamen: The Berlin Brain. Foster ließ einige Teile des 1973 nach Plänen des Büros Candilis, Josic, Woods mit Manfred Schiedhelm im Sinne des Strukturalismus errichteten Universitätsaltbaus abbrechen und setzte die Bibliothek in den so entstandenen Innenhof. Eine doppelte Gebäudehülle dient der weitgehend natürlichen Klimatisierung. Nach außen silbern lackierte Aluminiumpaneele und Sonnenschutzverglasung zum Öffnen, innen weiße Bahnen aus Glasfasergewebe, von durchsichtigen Elementen aus ETFE durchbrochen, dazwischen das in kräftigem Gelb lackierte Stabtragwerk. Im Inneren des »Gehirns« ist ein faszinierender Raum zum Studieren entstanden: Bibliothek und Leseplätze sind terrassenförmig auf fünf Ebenen gestapelt, die gegenläufig geschwungenen Brüstungen reichen zum Teil bis dicht an die Gebäudehülle heran, in der Mittelachse ist ein Lichthof frei geblieben. Die Farbgestaltung beschränkt sich auf dezente Grautöne und Weiß; Farbe sollen die Bücher und die Benutzer ins Haus bringen. uk
- Standort: Habelschwerdter Allee 45, Berlin
Architekten: Foster and Partners, London/Berlin
Fertigstellung: September 2005