Jenseits aller funktionalen Anforderungen an ein modernes Botschaftsgebäude mit Pass- und Konsulatsabteilung sowie repräsentativen Veranstaltungsräumen erweisen sich viele der diplomatischen Vertretungen, die in den Jahren nach 1990 in Berlin entstanden sind, als gelungene architektonische Visitenkarten ihrer Länder. Das gilt besonders für die Botschaften im Berliner Diplomatenviertel, dessen Ursprünge noch auf das »Dritte Reich« zurückgehen. Mit der Slowakischen Botschaft hat dieses gebaute Architekturmuseum der Gegenwart eine weitere Facette hinzugewonnen. Der schlanke Riegel schafft einen wirkungsvollen Gegenpol zur monumentalen Italienischen Botschaft gegenüber. Die expressive Straßenfassade ist durch eine schräg nach innen eingezogene, geschlossene Betonwand gekennzeichnet, der sich eine haushohe Glasfuge anschließt. Überfangen wird sie von einem dünnen Betonvordach, das die rechteckige Kubatur des Hauses optisch vervollständigt. Es ist eine architektonische Empfangsgeste, der man gerne folgt. Flankiert wird die Glasfuge von einem seitlich eingestellten, viergeschossigen Bauteil. Er erweist sich als hohes Postament für die slowakische Flagge. Doch ehe sie im Himmel über Berlin wehen darf, muss ihr Fahnenmast ein nierenförmig-organisch geschwunges Loch im Vordach durchstoßen. Die Geschäftsräume der Botschaft, deren Baukosten bei rund 9,5 Mio. Euro lagen, beschränken sich auf die ersten beiden Geschosse. Sie legen sich L-förmig um einen Lichthof, der sich hinter der gläsernen Fassadenfuge anschließt. Roter Steinfußboden, helles Holz, Glas und Sichtbeton fügen sich zu einem repräsentativen aber gleichwohl unaufdringlichen Gesamtbild. Die drei OGs darüber sind den Wohnungen für Botschaftsmitarbeiter und Gäste vorbehalten. Noch bieten sie durch das gewöhnungsbedürftige rechteckige Raster der Seitenfassade einen Blick auf den Tiergarten. Doch wer diese Seitenansicht erleben will, muss sich beeilen: Gleich nebenan baut bereits die Türkei.
- Standort: Hildebrandstraße 25, 10785 Berlin
Architekten: Architekti BKPŠ Kusý – Panák (Peter Bauer, Martin Kusý, Pavol Panák), Bratislava (SK)
Einweihung: Februar 2011