So sehr sich die rund 52 Mio. Euro teure Holzlaube ihren Vorgängern verpflichtet fühlt, so klar unterscheidet sie sich. Bei der mit vorgegrautem Zedernholz bekleideten Betonkonstruktion mit schmalen Geschossgesimsen wurde auf eine modulare Fassadengestaltung verzichtet. Sie wäre zu teuer und für den Lehrbetrieb ohnehin nicht notwendig gewesen. Großformatige Fensterflächen binden die Umgebung in das Haus ein. Lamellen in den schmalen Hochformat-Fenstern der Arbeitsräume sollen eine individuelle Nachtlüftung ermöglichen. Im Innern herrscht eine lichte Zurückhaltung mit grauem Magnesiaestrich, weißen (Trockenbau-)Wänden und einem zarten Türgrün. Etwas mehr Farbmut wäre durchaus denkbar gewesen. Und dass man in den Betontreppenhäusern unter einem egalisierenden weißen Anstrich die Kiesnester erkennt – das mag man, oder eben nicht. Zudem führen in den Treppenhäusern die abgerundeten Gebäudeecken durch die Wandstärke zu kurios proportionierten, recht wuchtigen Fensterlösungen. In der schlichten neuen Bibliothek sind auf lindgrünem Teppich und zwischen weißen Stahltreppen 24 Teilbibliotheken zusammengeführt. In dem Nagler hier nicht von der räumliche Teppichstruktur abweicht, unterstreicht er nachdrücklich, wie ärgerlich der aufgeregte Foster-Blob der Philologischen Bibliothek ist, der sich seit der Sanierung der Rostlaube durch den Briten in dem strukturalistischen Bau breit macht (s. db 12/2005, S. 14). Sollte die FU irgendwann den auf dem Grundstück noch möglichen vierten Bauabschnitt verwirklichen, wäre sie gut beraten, wie Nagler die Teppichstruktur fort zu weben.
- Adresse: Kaiserswerther Str. 16-18, 14195 Berlin
Architekten: Florian Nagler Architekten, München
Bauzeit: etwa zweieinhalb Jahre; Eröffnung: Mai 2015