Einige alte Kellerwände, durch Glasdächer geschützt, viel grauer Schotter und mittendrin das graue Dokumentationszentrum, so präsentiert sich das neu gestaltete Gelände der »Topographie des Terrors«. Im Prinz-Albrecht-Palais hatten Gestapo und Reichssicherheitshauptamt während des »Dritten Reichs« ihre Zentrale. Nach Kriegsende wurde das Gelände planiert, zunächst gewerblich genutzt, dann ab 1987 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach langen Jahren des Streitens und drohenden Scheiterns ist die Transformation vom Erinnerungsprovisorium zum professionellen Dokumentations- und Informationszentrum am Täterort endlich abgeschlossen. In den 90er Jahren als architektonischer Adler mit den unbezahlbaren Visionen Peter Zumthors gestartet, ist die Topographie nun als graue Funktionsmaus nach Entwurf von Ursula Wilms, Partnerin im Büro Heinle, Wischer und Partner, gelandet: Entstanden ist ein halb in die Erde eingegrabener spröder Kubus von 50 m Kantenlänge mit Metallstabfassade vor den Glaswänden. So sind zwar Ausblicke aus dem Ausstellungsgebäude auf das Topographieareal möglich aber kaum Einblicke, was dem Haus bei aller formalen Zurückhaltung einen hermetischen Charakter verleiht. Für die zahlreichen Besucher, die erwartet werden, bietet die betont unspektakuläre Halle mit ihrem Industriebaucharakter viel Raum. Sie ist flexibel bespielbar; die großen Ausstellungstafeln hängen von der Decke herab. Ein zusätzlicher Raum ist Sonderausstellungen vorbehalten, es schließen sich Vortragssaal und Cafeteria an. Weiße Holzmöbel und dunkelgraue Bodenplatten dominieren den kühlen Raumeindruck des 19-Mio.-Euro-Projekts, das sich über große Fensterflächen zum quadratischen, um ein zentrales Wasserbecken herum angelegten Innenhof hin öffnet. Im UG haben Verwaltung, Tagungsräume und Bibliothek Platz gefunden. Mehr Nicht-Zumthor als dieses Haus geht nicht, so knochentrocken und funktional gibt es sich. Darin steht es für die dritte Phase der deutschen Vergangenheitsbewältigung; der professionellen Präsentation der deutschen Verbrechen, die den Phasen des Verdrängens und des ersten Aufarbeitens nachfolgt.
- Standort: Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin
Architekten: Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart
Eröffnung: Mai 2010