~Simone Hübener
Zwei in den 60er Jahren fertiggestellte Bauten – das Hörsaalgebäude mit einer Aula für 400 Personen und die Mensa – prägen den älteren der beiden Standorte der Hochschule Aalen – Technik und Wirtschaft. Das Büro Behnisch hatte damit die Latte für jegliche Erweiterung recht hoch gelegt. Eine solche war wegen der steigenden Studierendenzahlen nötig geworden. Behnischs Bauten sind nach außen von Sichtbeton und einer klaren, meist horizontalen Fassadenstruktur geprägt. Daran haben MGF Architekten, die bereits für die Neubauten auf dem Nachbargelände »Burren« verantwortlich zeichnen, angeknüpft und dabei dennoch eine eigene Sprache gefunden.
Die Entscheidung der Architekten, den Neubau möglichst nahe an der Straße zu platzieren, erweist sich als richtig. Denn dadurch ist zwischen Alt und Neu eine große, geschützte Freifläche entstanden, welche die Studierenden zum Lernen und Erholen nutzen können. Aufgrund der Fassadengestaltung des Neubaus sind die benachbarten Wohngebäude trotzdem nicht abgekoppelt, sondern sichtbarer Teil des Ganzen: Das EG des Neubaus ist nach Osten und Westen hin komplett verglast, Zwischenwände gibt es nur im Bereich der Treppe. So schweift der Blick durch das Foyer, einen der neuen Hörsäle und die große, 700 Personen fassende Aula, die ergänzend zur bestehenden entstand. Darüber liegt eine Scheibe aus Sichtbeton mit lebendig wirkender Oberflächenstruktur und exakt abgestimmtem Fugenbild. An den Stirnseiten ist es genau umgekehrt: Sichtbeton unten, große, vertikal gegliederte Glasfassaden darüber. So wirkt der Bau schlicht und elegant und trotz seiner Grundfläche von 1 300 m² relativ klein.
Im Innenraum fällt die Qualität leider etwas ab. Das liegt nicht am Entwurf, denn dieser überzeugt auch dort und setzt konsequent die Scheibenthematik, die außen sichtbar wird, fort. Wegen des knappen Budgets von 6 Mio. Euro (exkl. Medientechnik) mussten bei den Materialien Abstriche gemacht werden. So finden sich beispielsweise an der Decke der Aula Holzwolle-Leichtbauplatten statt des von den Architekten präferierten Holzes. Sehr schön passt hingegen der schwarze Linoleumboden zum Charakter des Gebäudes – er erdet die ansonsten von hellen Farben geprägten Räume und stellt zudem den Bezug zum Behnisch-Bau her, in dem dasselbe Material Verwendung fand.
- Standort: Beethovenstraße 3, 73430 Aalen
Architekten: MGF Architekten, Stuttgart
Fertigstellung: Oktober 2014
db deutsche bauzeitung 03|2015