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Universitärer Sonderling

Diskurs
Universitärer Sonderling

Universitärer Sonderling
Foto: obs/Leuphana Universität Lüneburg
~Hartmut Möller

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Am 11. März ist das neue Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg mit knapp dreijähriger Verzögerung und annähernder Baukostenverdoppelung nun endlich eingeweiht worden. Dessen Planer Daniel Libeskind, der 2007 mit seiner Berufung als Honorarprofessor zeitgleich den Entwurf lieferte, spaltet schon lange die erhitzten Gemüter. Kritiker sehen in ihm einen Architekten, der sich stets aufs Neue – ungeachtet der Bauaufgabe oder des Orts – reproduziert. Deren Gegner wiederum bezeichnen die Nörgler als kulturlose Miesmacher. Der im Osten des Campus gelegene, gut 13 000 m² große Neubau wirkt auf dem streng orthogonal gerasterten ehemaligen Kasernengelände wie ein scharfkantiger Fremdkörper. Die Gestaltung des sich aus Auditorium, Forschungs-, Seminar- und Studierendenzentrum verschneidenden Baukörpers folgt dem »Libeskindschen Konzeptkanon« aus schrägen Wänden, polygonalen Fensterausschnitten und verzinkter Fassadenbekleidung. Dem Wunsch seines Planers gemäß stellt sich der aus der Zeit gefallene, achtgeschossig in die Höhe aufragende Sonderling so dem autoritären Geist der ehemaligen Militäranlage entgegen. Dank der großzügigen Verglasung wirkt das Bauwerksinnere freundlich hell. Spannend, aber nicht unbedingt sinnvoll kann man finden, dass kein Raum dem anderen gleicht; rechte Winkel sind auch hier nicht vorhanden. Nun lässt sich zwar über Geschmack streiten. Ob allerdings geneigte Mauern und schiefe Laibungen ein Zeichen von Kreativität sind, die sich bestenfalls auf die Nutzer überträgt, ist zweifelhaft. Ziemlich bezeichnend ist jedenfalls, dass die Studentenvertretung AStA, die das Projekt oft lautstark beanstandet hat, sich weigert, Räume im Prestigebau (nicht zuletzt wegen mangelnder Alltagstauglichkeit) zu beziehen. Insbesondere für eine Hochschule mit eigener »Fakultät Nachhaltigkeit« vermittelt das Prunkgebäude geradezu Unbehagen. Abgesehen von der Gestaltung gab es auch sonst selten Positives über die teuerste Baustelle Niedersachsens zu berichten. Notwendigkeit, Dimension und Finanzierung waren von Anfang an umstritten. Ein detaillierter Wikipedia-Eintrag um Querelen, Korruption und Kungelei während der rund zehnjährigen Planungs- und Bauzeit liest sich dabei wie ein dramatischer Wirtschaftskrimi.
de.wikipedia.org/wiki/Audimax_Lüneburg
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