Strafvollzug für Aborigines

Ein Gefängnis mitten im Buschland der westaustralischen Region Kimberley soll den 150 australischen Ureinwohnern, die dort ihre Strafen verbüßen, die Möglichkeit geben, ihren kulturellen Bedürfnissen entsprechend zu leben: körperliche, emotionale, soziale und spirituelle Faktoren in Harmonie, sowohl für das Individuum als auch die Gemeinschaft. Es ist das erste Gefängnis mit diesem Anspruch, gleichzeitig das erste, das alle Sicherheitsstufen umfasst und in dem Männer und Frauen gemeinsam wohnen. Die Gefangenen sollen so soziale Fähigkeiten und berufliche Kenntnisse verbessern können und damit ihre Chance auf Resozialisierung erhöhen. Der Bauherr, die westaustralische Regierung, beauftragte mit Beratung und Planung die Büros TAG architects und iredale pedersen hook architects aus Perth, die bereits Erfahrung mit dem Bauen für Aborigines gesammelt hatten. Sie legten das 25 ha große Gelände so in die subtropische Landschaft, das möglichst wenige Bäume gerodet werden mussten. Das »Dorf« umfasst kleine Selbstversorgerhütten in getrennten Bereichen für die 120 Männer und 30 Frauen, die u. a. bei großer Hitze und Feuchtigkeit das (sichere) Schlafen im Freien ermöglichen. Die Häuschen gruppieren sich um den zentralen runden Platz, der hier für Footballspiele dient. Es gibt mehrere Pfade zu einem Ziel, um sich bei Bedarf aus dem Weg gehen zu können, eine Idee, die aus der aboriginalen Rechtsauffassung resultiert. An einer Art zentraler Straße befinden sich die Einrichtungen für Ausbildung, Gesundheit, Sport und Beratung, darunter ein Besucherzentrum mit Blick auf das Gelände – ebenfalls ungewöhnlich für ein Gefängnis. Da diese Bauten größer als die Wohnhäuschen sind, u. a. weil sie anderen Sicherheitsanforderungen entsprechen müssen, wurden sie in kleinere Pavillons unterteilt, denen auch die Dachform folgt. ~dr