Rund um den Rotterdamer Museumpark finden sich einige der besten Museen der Niederlande, darunter Rem Koolhaas’ Kunsthal und Het Nieuwe Instituut (ehemals NAi) von Jo Coenen. Hauptanker ist das Museum Boijmans Van Beuningen, das von Mecanoo umfassend renoviert und erweitert wird. Nur 8 % seiner Sammlung sind derzeit zu sehen. Den Wettbewerb für ein neues Depot hatten MVRDV 2014 mit einem riesigen schalenförmigen Gebäude [4] gewonnen, das jetzt mit seiner Spiegelglas-Bekleidung mitten im Museumpark glänzt. Das Büro rechtfertigt die Wahl der gebogenen Spiegelglasscheiben mit der Verringerung der visuellen Wirkung – in Wahrheit ist die Fassade ein Blickfang. Die 1 664 Scheiben zeigen Menschen, Wolken und Vegetation bizarr verzerrt und erzeugen unwiderstehliche Fotoanlässe für die Instagram- und Selfie-Generation.
Das neue »Collectiegebouw« ist ein öffentlich zugängliches Kunstlager mit Ateliers für die Kunstpflege und Büros für Kuratoren. Es gibt fünf Klimazonen im Haus, in denen Artefakte entsprechend ihren Temperatur- und Feuchtigkeitsanforderungen gelagert werden können. Ein 30 m hohes, piranesihaftes Atrium [5] mit Hängetreppen und Glasvitrinen gibt der Schüssel ihr räumliches Zentrum, das ringsum von Ausstellungsräumen [6] umgeben ist. Besucher können durch Fenster in die Lager und Werkstätten schauen, wahlweise mit Ferngläsern den Spezialisten bei ihrer Arbeit zusehen oder mit ferngesteuerten Kameras oder gar Nachtsichtgeräten in die ansonsten verborgene Welt im »Maschinenraum« der Kunstwelt Einblick nehmen.
Die Eiligen nehmen den kostenlosen Expresslift zum Dachgarten, wo das von 75 Birken umstandene Restaurant 360 °-Ansichten der Skyline bietet, die bei der Annäherung ans Depot zunächst als Spiegelbild erschienen.
Im EG befinden sich die Verpackungs-, Konditionierungs-, Quarantäne-, Lade- und Entladeabteilungen, in denen die Artefakte konserviert, restauriert und für Transport und Ausstellung vorbereitet werden.
Das Kunstdepot ist Ausdruck der Idee eines Museums als ungeordnete »Schatzkiste« – es ist kein Silbertablett, sondern eine Silberschale mit 145 000 Objekten darin, deren Wert Besucher selbst ergründen müssen. In gewisser Weise suggeriert der Neubau, dass kuratierte Kunstausstellungen langweilig sind und das »Making-of« interessanter ist als der Film – ob das stimmt, kann das Publikum überprüfen, sobald das Depot im kommenden September eröffnet sein wird.
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