zu db 1–2/2019, … in die Jahre gekommen
Bereits das einleitende historische Foto des Schauspielhauses Düsseldorf lässt den Verdacht aufkommen, dass hier die »Lichter« nicht gleichmäßig verteilt werden. Die stark überbelichtete Aufnahme von 1970 lässt das Dreischeibenhaus schattenhaft verschwinden, obgleich gerade dieses Bauwerk inhaltlich wie architektonisch den unverzichtbaren Kontrepart zum Schauspielhaus darstellt. Inhaltlich insofern, als Bernhard Pfau sich mit anderen Architekten im »Düsseldorfer Architektenstreit« gegen Friedrich Tamms (mit NS-Vergangenheit) und mit diesem verbundene Büros wie Helmut Hentrich stellte. Wenn Pfau also mit dem Bühneneingang dem Establishment in Form des Dreischeibenhauses den Rücken zukehren wollte, spricht das Bände. Im Übrigen antwortet die flache Amöbe aufs Prächtigste der rigiden Scheibe und leistet damit, entgegen der Meinung der Autorin, sehr wohl einen Beitrag zur Gliederung des städtischen Raumes.
Im Weiteren stützt sich Uta Winterhager offenbar ausschließlich auf Informationen aus dem Architekturbüro Ingenhoven. Sie erklärt aber nicht, wie Ingenhoven gleichzeitig zum Auftrag für die neue Platzüberbauung (zwei Etagen höher als geplant, womit sie das Schauspielhaus zu überspielen droht) und zu diesem Sanierungsauftrag kam, obgleich das Büro nicht unbedingt bekannt ist für subtile denkmalgerechte Erneuerungen. Auch bleibt die Position der Denkmalpflege unerwähnt, als ob es überhaupt keine kritischen Punkte und Abstimmungserfordernisse gäbe oder gegeben hätte. Bei einer Ortsbegehung im vergangenen Sommer mit dem Deutschen Nationalkomitee Denkmalschutz klang das durchaus nicht alles so rosig. Auch scheint es mir kein alltäglicher Vorgang zu sein, dass eine Stadt die Rechte an einem Bauwerk vom Erben des Architekten erwirbt. Warum wurde das für notwendig erachtet?
Kurz gesagt: Mehr Aufklärung und Ausgewogenheit bitte!
{Antwort der Autorin:
Die angesprochenen Themen sind mir geläufig; leider bieten Fachzeitschriften-Artikel nicht immer genügend Raum für alle Positionen. Der Düsseldorfer Architektenstreit würde allein schon Seiten füllen, wollte man ihn angemessen erörtern, und leider mussten auch einige Aspekte der Denkmalpflege unerwähnt bleiben.
Die Beziehung der Amöbe zu Hochhausscheibe, Hofgarten und Stadt hingegen ist Auslegungssache, da habe ich eine andere Sicht auf die Situation als Frau Escher.