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Extrem breites Spektrum beim KfW Award Bauen 2019

KfW Award 2019 vergeben
Lauter besondere Orte

Von der Kate bis zum umgebauten Schwimmbad – der KfW Award zeichnet in diesem Jahr ein sehr breites Spektrum an Projekten aus. Der Fokus liegt dabei klar auf den Energie-Aspekten, thematisch lässt sich jedoch ein deutlicher Schwerpunkt auf Aneignung oder Neuinterpretation des Vorhandenen erkennen.

»Häuser für heute und morgen« suchte die Förderbank KfW in diesem Jahr, um sie mit ihrem gut dotierten Award auszuzeichnen. Anders als früher grenzt sie das Thema nicht mehr ein. Entsprechend divers ist das Ergebnis.

Bemerkenswert: Fünf der sieben Preisträger des KfW Award liegen dieses Mal in den östlichen Bundesländern – beim letzten Mal war die Jury unter Vorsitz von Hans Kollhoff dort gar nicht fündig geworden.

Den mit 7 000 Euro verbundenen ersten Preis im Neubau gewann aber eine Baugemeinschaft im oberbayerischen Chiemgau: Vier Familien fügten an einen Bauernhof in Eggstätt drei harmonische Hauseinheiten an, die alle aus Massivholz und »bio«, aber im Innern höchst individuell ausgeführt sind. Insgesamt 21 Menschen von 6 bis 67 bringen sich hier kreativ und sozial ein, Architekten waren Kammerl und Kollegen aus Pfaffing.

Mit dem zweiten Preis und 5 000 Euro zeichnete die Jury einen kompakten Geschosswohnbau in Berlin-Köpenick aus: 53 Wohnungen, z. T. aus Betonfertigteilen gefügt, werden sehr effizient von einem Eisspeicher mit angeschlossenem Solarabsorber beheizt. U. a. durch die in Teilen serielle Bauweise und niedrige Betriebskosten wurden großzügige Grundrisse zum recht kleinen Mietpreis möglich. Planer und Bauherr in einem war hier das Architektenpaar sommer + sommer aus Berlin.

Auch den dritten Preis (3 000 Euro) errang ein städtisches Projekt, das der Architekt Dirk Stenzel für eine Baugruppe in Leipzig-Lindenau realisierte. Ein schwieriges Tortenstück-Grundstück bebaute er mit einem fünfstöckigen Holzmassivbau, dessen Bandfassade mit Bug an die Zwanzigerjahre erinnert – ein echter urbaner Hingucker; in Sachsen in dieser Dichte zudem ein Pionierbau in Holz.

Kleines Haus ganz gross

Bei den Umbauprojekten kommt wie im letzten Jahr ein ganz kleines Haus groß raus: Eine 250 Jahre alte Kate in Lunow im Oderbruch wurde vom örtlichen Pastorenpaar als Ruhesitz gestaltet (mit dem Architekten Stefan Broniecki aus Berlin). Den Respekt vor der Substanz ergänzt effiziente Technik, sodass nun weniger Energie als in einem Neubau gebraucht wird.

Riesig hingegen ist die ehemalige Glashütte in Berlin-Stralau (Rang 2), die nach langem Leerstand von einer Baugemeinschaft mit 25 loftartigen Wohnungen wiederbelebt wurde. Eyrich Hertweck Architekten setzten diese ebenso sensibel wie kraftvoll in und auf die denkmalgeschützte industrielle Stahlstruktur – ein Lichtblick inmitten des trostlosen Investoren-Gebaues ringsum.

In Bochum baute Architekt Thomas Ebbert ein Haus von 1940 für seine Familie um und erhielt dafür den 3. Altbau-Preis.

Generation Umbau

Dass selbst ein stillgelegtes Schwimmbad zum Wohnen taugt, bewies Ulrich Bunnemann, der den Sonderpreis (5 000 Euro) zugesprochen bekam: Im Schweriner Vorort Lankow kaufte der Bauunternehmer für einen Euro eine vom Abriss bedrohte Halle mit dem markanten Betonschalendach aus den 70er Jahren und integrierte auf zwei Etagen 16 Wohnungen in Holzbauweise. Das Dach dämmte er diskret mit Stroh. Sogar ein Schwimmbecken blieb erhalten.

So legt der diesjährige Award wieder den Schwerpunkt auf die Aneignung oder Neuinterpretation des Vorhandenen. Die »Generation Umbau« benutzt inzwischen selbstverständlich effiziente Technik und nachhaltige Materialien, legt aber Wert auf den besonderen Ort. Nicht umsonst sind Architekten häufig die treibende Kraft der prämierten Projekte.

Es sind Geschichten von mutigen, innovativen Leuten wie diesen, die den KfW Award unter den vielen Preisen im Lande auszeichnen.

Unter kfw.de/stories ist die ausführliche »Story« jedes Projekts nachzulesen.

~Christoph Gunßer

Der Autor war nach Architekturstudium, Büropraxis und Assistenz an der Universität Hannover von 1992 bis 97 db-Redakteur und ist seither als freier Fachautor tätig.

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