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Kolossos von Duisburg

Diskurs
Kolossos von Duisburg

~Paul Andreas

Schroff wie ein antikes Weltwunder ragt der 76 m hohe Dokumententurm des Landesarchivs aus einem ehemaligen RWSG-Kornspeicher als neues Wahrzeichen des Duisburger Innenhafens hervor. Die benachbarten vier markanten Pylone der Schwanentorbrücke von Hans-Siegfried Persch verstärken die archaische Kraft des von Ortner & Ortner ersonnenen Bauwerks – genauso wie der giebeldachbekrönte Turm Duisburgs Stadtkrone wieder eine Spitze hinzufügt, die der Zweite Weltkrieg ihr genommen hatte. Das filigrane Rautenrelief der Backsteinfassade, das sich bis in die Außenhaut des Satteldachs aus maßgefertigten Ziegellamellen fortsetzt, mildert die monumentale Masse des Turms etwas ab. Weniger überzeugend dagegen: die karminrot verputzte Wärmedämmverbundfassade des angefügten Wellenbaus, hinter der bis 2050 peu à peu ebenfalls Aktenregale einziehen sollen – vorher düfen Büronutzer die sechs Etagen gewinnbringend nutzen.
Eine Baukostenexplosion, die sich insbesondere der Fehleinschätzung des erheblichen statischen Ertüchtigungsaufwands für den denkmalgeschützten Bestandsbau verdankt, scheint dazu beigetragen zu haben, dass auch die Innenräume am Ende eher funktional gehalten wurden: Das in der Welle untergebrachte hohe öffentliche Entree wirkt räumlich etwas gequetscht, auch wenn es durch seine großen Okuli Einblicke in den Dokumententurm erlaubt. Die zum Hafenbecken ausgerichteten Lese- und Veranstaltungsräume muten in der Ausstattung eher bescheiden an; die Ausgangsidee, den Veranstaltungsraum unter dem Satteldach unterzubringen, kam nicht zur Ausführung, weil hier sämtliche Belüftungs- und Kühlaggregate, u. a. für zwei Nullgradkammern für Filmmaterial, Platz finden mussten.
Derzeit versucht ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss Licht in das Gebaren des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs BLB zu bringen, der für das Kostendesaster verantwortlich gemacht wird. Am anderen, nördlichen Ende des mehrere Kilometer langen Innenhafens scheint sich nach Jahren auch eine andere Katastrophe zu klären: Herzog & de Meurons gewaltiges Stahlgerüst, das sie für den Aufbau auf den Silobau des Museums Küppersmühle ersannen, das aber wegen massiver Schäden nie das Nachbargrundstück verließ, wird endlich demontiert. Von der Altlast befreit, will das Museum, das die überbordenden Kunstbestände der Sammlung Ströhr beherbergt, nun doch einen Anbau aus eigenen Mitteln finanzieren – ob mit oder ohne die Architekten, darüber darf noch gerätselt werden.
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