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Gebaute Poesie

Diskurs
Gebaute Poesie

Spätestens dank seines Beitrags zur Architektur-Biennale hat sich der chinesische Architekt Zhang Ke mit seinem 2001 gegründeten Büro ZAO/standardarchitecture (s. auch db 6/2014, S. 24) einen vorderen Platz im internationalen Architekturinteresse gesichert – und das völlig zu Recht. Seine poetischen Interventionen in den Bestand zweier Hutongs im Dashilar-Quartier Pekings, rund 1 km südlich des Platzes des Himmlischen Friedens, erweisen sich als poetische Versuche, die Struktur dieser traditionellen Hofhäuser in der Gegenwart fortzuschreiben. Das Zentrum seines »Cha’er Hutong« bildet eine mächtige Esche, unter deren ausladenden Zweigen der chinesische Architekt mit Harvard-Erfahrung eine kleine Bibliothek in die vorhandene Struktur des Hofhauses eingepflanzt hat. Es ist ein öffentlicher Ort mit sozialem Anspruch, hier treffen sich die Kinder des Quartiers nach Schulschluss. Unprätentiös fügt Zhang Ke seine kleinen Gebäudekuben aus Beton, Holz und traditionellem Ziegel in diesen »Da-Za-Yuan«, diesen »großen unordentlichen Hof« ein, um den herum weiterhin gewohnt wird. Eine schmale Treppe folgt dabei der Rundung des Baumstamms und führt auf das Dach eines kleinen Ziegelquaders empor. Von einem zierlichen Geländer begrenzt, orientieren sich seine Abmessungen an der offenen Küche des Hofhauses, die sich gleich dahinter anschließt. Von der erhöhten Position schaut man über die sanft bewegte Dachlandschaft dieser Mikrowelt, deren extreme Dichte sich nur durch die räumliche Erfahrung vor Ort vermitteln lässt. In einer Holzbox, die in den Hof hineinragt, können die Kinder hinter einer großen Scheibe hocken und lesen oder einfach nur in die Äste des hohen Baums schauen und träumen.
Dieselbe traditionelle räumliche Dichte kennzeichnet den »Mikro-Hutong«, Zhang Kes zweites Transformationsprojekt im Dashilar-Quartier. Zunächst als Stahlkonstruktion mit Sperrholzbekleidung ausgeführt, wurde sie inzwischen in Beton mit haptisch rauer Bretterschalung gegossen. Hier für eine gewisse Zeit zu wohnen, setzt allerdings neben einem minimierten Raumbedarf eine gesteigerte Beweglichkeit voraus, schiebt man sich doch über Leitern durch die versetzten Ebenen und handtuchschmalen Räume dieser kleinen Stadtlandschaft, die auf engstem Raum ein Feuerwerk an Raumerfahrungen zündet.
~Jürgen Tietz

http://standardarchitecture.cn

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