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Frauen auf dem Bau

Diskurs
Frauen auf dem Bau

Zum Glück liest ja kaum jemand die Grußworte von Broschüren. In der »Handlungsempfehlung Potentiale von Frauen für die Bauwirtschaft besser erschließen und nutzen«, herausgegeben vom RKW Kompetenzzentrum und verschiedenen bayerischen Bauverbänden, ist nämlich viel die Rede von fehlenden Fachkräften und den besonderen Fähigkeiten, die Frauen angeblich mitbringen. Das erinnert so ein bisschen an die Nachkriegszeit, als Frauen zurück an den Herd mussten, nachdem sie jahrelang Bomben gebaut, Trümmer geräumt und die Kinder alleine durchgebracht hatten. Oder an die Flaute der 80er Jahre, wo sich frisch gebackene Architektinnen bei der Diplomfeier anhören mussten, sie sollten doch bitte ihren Kommilitonen den Vortritt lassen, damit diese erstmal richtig Fuß fassen könnten. Frauen als Verschiebemasse der Konjunktur – so weit, so bekannt.

Der Inhalt selbst ist aber spannender, als diese Grußworte erwarten lassen. Interessanterweise wendet sich die Broschüre sowohl an Frauen, die in Bauberufe einsteigen wollen, als auch an potenzielle Arbeitgeber. In 12 Porträts kommen Frauen – von der Kanalbauerin bis zur Betriebsinhaberin – zu Wort, oft geht es darum, sich durchzubeißen und nicht aufzugeben. Es gibt weitere Ratschläge (die nicht unbedingt bauspezifisch sind) und eine Checkliste für Baufirmen, ob sie schon bereit seien für Frauen im Unternehmen – ein bisschen bürokratisch, aber es werden auch die richtigen Themen angesprochen. Wie tief man offenbar stapeln muss, zeigt, dass das Thema »zweites Dixiklo« mehrfach thematisiert und die Arbeitsstättenverordnung zur Klärung hergenommen werden muss. Aufschlussreich ist auch der Vorurteils-Check (nicht repräsentativ): Frauen werden nicht (!) für konfliktscheu, zu nett oder zu kompliziert gehalten. Nein – abzusehende Familienplanung ist das Problem. Und damit beißt sich die Katze in den Schwanz: Denn wo kommt der dringend benötigte Nachwuchs her, wenn es nicht genügend brauchbare Kitas (mit gesundem Mittagessen und vernünftig bezahlten Mitabeiterinnen), leistungsfähige Schulen (mit intakten Toiletten), Ausbildungsplätze für Hauptschüler und Unis für jeden gibt?! An einer Schraube zu drehen, ist schon mal gut. Aber eine Gesellschaft ist ein kompliziertes Räderwerk. Vieles muss noch dazukommen, damit das Klima nicht nur für Frauen am Bau passt. ~dr

www.rkw-kompetenzzentrum.de

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