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Der Traum des Architekten

Walmer Yard von Peter Salter in London
Der Traum des Architekten

Es gibt Häuser, die sind einfach nur Häuser. Und es gibt Häuser wie Walmer Yard von Peter Salter in Notting Hill im Westen Londons, deren Form und Qualität staunen lassen. Nur ein schmaler Eingangsschlitz führt von der Straße auf den Innenhof des kleinen Ensembles mit seinem Fußboden aus Holzmosaik. Jedes der vier Hausteile bildet eine eigene architektonische Physiognomie aus. Wie die Noten einer fremdartigen Partitur tanzen dabei die Holzlamellen vor den Fenstern und ermöglichen trotz der schattigen Dichte eine sichtgeschützte Privatheit. Auf engstem Raum fügen sich die unterschiedlichen Arten des vor Ort gefertigten Betons aneinander. Mal rau, mal glatt, mal in Streifenform reliefiert, hier lebt die Lust an Handwerk und Gestaltung: vom Handlauf aus Leder über die zeltartigen Turmzimmer, deren dunkle Lehmwände den Eindruck von »Jurten« erwecken, den Vorhängen aus Kupfergewebe, die im Sonnenlicht aufglühen, bis hin zu den Sitznischen vor den Fenstern, von denen es sich so träumerisch in den Londoner Himmel schauen lässt.

Mehr als ein Jahrzehnt hat der einstige Mitarbeiter von Alison und Peter Smithson mit seiner Kollegin Fenella Collingridge über dem Entwurf und seiner Ausführung gebrütet (Baukosten: 22 Mio. Pfund). Dass mit Walmer Yard überhaupt sein erstes – und mittlerweile preisgekröntes – Projekt in Großbritannien entstehen konnte, verdankt sich dem Londoner Projektentwickler Crispin Kelly, einst Student Salters, der so beweist, dass Salters als unbaubar geltende Skizzen doch umsetzbar sind. Bei der Frage nach Vorbildern für Walmer Yard verweist Collingridge bei unserem Rundgang auf die eng an eng stehenden Palazzi Venedigs und die Betonarchitekturen Carlo Scarpas, während das subtile Spiel von Licht und Schatten auf japanische Inspirationen verweist. Mit Walmer Yard wird das Problem des bezahlbaren Wohnraums in London nicht gelöst. Doch in seiner speziellen, etwas schrägen britischen Art erweist es sich als ein Meisterwerk, ein John-Soane-Haus der Gegenwart. Wollte man ein Detail besonders hervorheben, es wären die Wärme spendenden Ofenstellen: Ausgespart aus dem Holzparkett, stehen sie auf niedrigen Betontischchen, hinterfangen von Fliesen mit schwarz-weißem Sternmuster, und entfalten jenseits ihrer Funktion den Charakter eines Stilllebens im Raum, eine gebaute Meditation, vor der man minutenlang in lächelndem Schweigen stehen bleiben möchte. Schau her, das alles kann Architektur. Du musst sie nur lassen.

~Jürgen Tietz

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