2 548 Litfaßsäulen gab es bislang in Berlin – mehr als in jeder anderen Stadt in Europa. Ganze 24 Stück sind jetzt unter Denkmalschutz gestellt worden und bleiben »als Zeugnisse der Berliner Stadtgeschichte an Ort und Stelle erhalten« (Landeskonservator Christoph Rauhut). Sie sind Teil von Denkmalbereichen, etwa Siedlungen und Wohnprojekten wie der Karl-Marx-Allee, der Reichsbanksiedlung Schmargendorf oder am Mexikoplatz. Die vermutlich älteste dieser Säulen stammt von ca. 1900 und steht am Hackeschen Markt. Sie ist aus Blech gefertigt, ein typisches Material der Säulen der Jahrhundertwende, das jedoch bereits vor dem 2. Weltkrieg von Beton abgelöst wurde. Manchmal beherbergten die Säulen auch Transformatoren.
Hintergrund der Unterschutzstellung war die Neuausschreibung der Werbeflächen und der Übergang auf einen neuen Betreiber. Der bisherige Pächter war verpflichtet worden, die alten Eternit- und Betonsäulen abzuräumen. Auf Proteste der Berliner hin wurde betont, dass die Litfaßsäule als solche nicht aus dem Berliner Straßenbild getilgt würde, sondern an den bisherigen Standorten neue errichtet werden könnten. Allerdings prüft der neue Betreiber jeden einzelnen Standort; insbesondere in den Außenbezirken betrachtet man eine neue Säule – Kostenpunkt 5 000-7 000 Euro – oftmals als nicht wirtschaftlich. Da neue, beleuchtete Säulen überall auf der Welt stehen, wird nunmehr das Berliner Straßenbild ein bisschen uniformer und austauschbarer – und das in der Stadt, in der Ernst Litfaß die Werbesäule überhaupt erst erfand. ~dr