Das Ludwigsburger Architektur-Quartett war das erste seiner Art. Es besteht bis heute. Ähnliche Formate in anderen Städten fanden nie zu vergleichbarer Kontinuität. Seit 1998 lädt die Kammergruppe Ludwigsburg der Architektenkammer Baden-Württemberg regelmäßig zweimal im Jahr zur Diskussion über aktuelle Architektur ein und spricht dabei explizit die interessierte Öffentlichkeit an, um diese mit der Gedankenwelt zeitgenössischen Bauens in Berührung zu bringen.
Das Format erfreute sich stets wachsender Beliebtheit und musste mehrfach in Räumlichkeiten mit jeweils höherer Kapazität umziehen. Amber Sayah, Kulturredakteurin der Stuttgarter Zeitung, moderiert die Abende seit jeher kenntnisreich und meinungsstark und gab nun bei der letzten Veranstaltung im Mai bekannt, dass die bisherige Mannschaft mit der folgenden Veranstaltung im Herbst dieses Jahres, der nunmehr 40. Ausgabe des Quartetts, ihren Abschied nehme. Raunen im Publikum und Worte des Bedauerns waren da zu vernehmen, hat sich die Hörerschaft doch sehr an die Qualität der Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt gewöhnt und die Kontinuität der Reihe schätzen gelernt. Angesichts klug ausgewählter Bauten hatten nicht nur die Architektenkollegen auf dem Podium ihre jeweiligen Haltungen gegeneinander in Stellung bringen können, sondern jeweils auch der dazugeladene »Laie« mit bisweilen ausnehmend klugen Beobachtungen den Blickwinkel geweitet. Das Publikum, in der Mehrzahl dann doch Architekten, freute sich an unverblümter Kollegenschelte, erfuhr oft Details über politische Verflechtungen, durfte an weltanschaulichen Exkursen teilhaben und musste mitunter aber auch einsehen, dass so mancher Entwurfsgedanke allein von akademischem Wert ist und im Alltag der Nutzer schlicht keinerlei Rolle spielt.
Der Termin für die letzte Podiumsdiskussion stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Sicher ist aber schon jetzt: Es wird brechend voll! ~ge
Trockene Socken
