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Angemessene Provokation

Diskurs
Angemessene Provokation

Am Maschsee im Zentrum Hannovers entsteht gerade eine Erweiterung des renommierten Sprengel Museums. Als vor wenigen Wochen das Baugerüst fiel, brach in der Bevölkerung ein Sturm der Entrüstung los, welcher sich in den Sozialen Medien und Leserbriefen manifestierte. So wurde der rund 80 m lange und stark im Kontrast zum Bestand stehende Quader aus reliefiertem, anthrazitfarbenem Sichtbeton u. a. als »monumentaler Sarg«, »U-Boot-Bunker« und »Brikett-Koloss« geschmäht, Christo zum Verhüllen des Gebäudes herbeigesehnt – Bäume täten es auch – und selbst Graffitikünstler wurden unter den gegebenen Umständen willkommen geheißen. Die öffentliche Diskussion zwischen Politikern, Kulturvertretern und Bürgern gärt bereits eine ganze Weile. 2010 konnten sich das Schweizer Büro Meili, Peter Architekten in einem Wettbewerb unter international hochrangigen Büros durchsetzen. Zur finanziellen Ersparnis verlangte die Jury jedoch anstelle der vorgeschlagenen Spiegelglasfassade eine Ausführung in Beton mit hochwertiger Oberflächenqualität, Farbigkeit und Struktur. Das Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz hat bei den Überlegungen möglicherweise Pate gestanden, immerhin ziert ein poliertes vertikales Band die nun fertiggestellte Außenhaut. Ironie jedoch aus heutiger Sicht: Kosten und Zeitplan sind zwischenzeitlich aus den Fugen geraten.
Die Frage, ob ein Museum lediglich der Kunst dient oder sich selbst als Kunstwerk inszeniert, ist nicht neu. In Konsequenz scheint es gängige Praxis, dass ein solches Haus den Besuchern vor der ersten Ausstellung und noch leer gezeigt wird. Naturgemäß neigt der Mensch dazu, alles Neue überaus skeptisch zu betrachten. Die aufgebrachten Reaktionen bleiben dennoch fragwürdig. Nicht erst seit Bilbao fordert diese Bauaufgabe eine selbstbewusste, durchaus spektakuläre Präsentation. Im noch nicht öffentlich zugänglichen Innern wirken Foyer und die gegeneinander versetzten, sogenannten tanzenden Säle schon im derzeitigen Zustand vielversprechend. Von außen nicht wahrnehmbare, großzügige Lichtkuppeln sowie die bislang in den drei Loggien noch nicht eingebauten Panoramafenster geben zurzeit ein unvollständiges Bild des Bauwerks wieder. Zudem fehlen noch Lichtstrahler, die den Block von unten beleuchten und ihm in Zukunft die Schwere nehmen werden. Zweifelsohne wurde an dieser Stelle nicht gekleckert, sondern im Wortsinn geklotzt. Ob der knapp 4 500 m² große Anbau Hannovers Image als entschiedenes Statement aufwertet, wird sich zeigen, auf jeden Fall aber hat er die niedersächsische Hauptstadt ins öffentliche Interesse gerückt.
~Hartmut Möller
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