Erweiterung des Jüdischen Museums in Berlin
Haus im Haus
~Ulf Meyer
Das Jüdische Museum in Berlin wird vom eigenen Erfolg überwältigt: Seit seiner Eröffnung 2001 strömten schon 8 Mio. Neugierige aus aller Welt in das dekonstruktivistische Haus, um das frühe Meisterwerk des Architekten Daniel Libeskind zu erleben und sich mit deutsch-jüdischer Geschichte auseinanderzusetzen. Die Sammlung des Hauses ist seit der Eröffnung um ein Dreifaches angewachsen. Ende November wurde nun auf der gegenüberliegenden Seite der Lindenstraße in einer ehemaligen Blumengroßmarkthalle die »Akademie« des Jüdischen Museums eröffnet. Mit ihrem spitzwinklig-asymmetrischen, geneigten, verdrehten und verzerrten Eingangsbaus geht die Akademie einen formalen Dialog mit dem Jüdischen Museum ein. In der Erweiterung finden eine Bibliothek und die Räume der Museumspädagogik Platz. Die Stahlbetonskeletthalle, 1965 von dem Berliner Architekten Bruno Grimmeck (1902-69) entworfen, bietet 6 000 m2 Fläche, die von oben mittels Sheddächern mit Nordlicht versorgt wird. Da die riesige ehemalige Blumenhalle unbeheizt und nicht gedämmt bleibt, hat Libeskind ein U-förmiges »Haus-im-Haus« eingefügt. Büros und Lagerräume sind konventionell an langen Fluren aufgereiht. Um Tageslicht hineinzubringen, wurde die Fassade der Halle stellenweise aufgebrochen und verglast. Die gestalterische Aufmerksamkeit lag jedoch ganz auf den auffälligen, zackigen Einbauten: Drei schräge, gegeneinander geneigte Kuben dienen als Bibliothek des Museums mit 70 000 Bänden, als Auditorium mit 200 Plätzen und als Seminar- und Archivräume. Zwischen den Boxen liegen unterschiedlich gestaltete Zwischenräume mit axialen Blickbezügen zum »Mutterschiff«.
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