Thalia Theater in Lissabon
Dick eingepackt
~Tanja Feil
Von außen erinnert heute nicht mehr viel an das alte Schauspielhaus des Grafen von Farrobo – außer dem ehemaligen Foyer mit seinem markanten neoklassizistischen Portikus, der instand gesetzt und komplett weiß getüncht wurde. Die maroden Mauern der dahinter liegenden Zuschauer- und Bühnenbereiche des Lissabonner »Thalia Theaters« mussten jedoch dringend verstärkt werden, um sie überhaupt erhalten zu können. Daher versteckten die ortsansässigen Architekten Patrícia Barbas, Diogo Seixas Lopes und Gonçalo Byrne sie kurzerhand unter einer fast gänzlich geschlossenen, massiven monolithischen Hülle aus Sichtbeton. 1843 als luxuriös ausgestatteter Ort für Oper- oder Schauspielaufführungen und Privatpartys entstanden, war das Gebäude bereits 1862 einem Feuer zum Opfer gefallen. Der mittlerweile verarmte Graf hatte es nicht wiederaufbauen können, sodass das Theater beinahe 150 Jahre lang eine Ruine geblieben und zusehends verfallen war.
Das portugiesische Ministerium für Bildung und Wissenschaft, inzwischen im benachbarten Schloss ansässig und damit auch Eigentümer des Schauspielhauses, gab 2008 den Startschuss für die Sicherung der verbliebenen Mauerreste und den Umbau der Räumlichkeiten in einen multifunktionalen Veranstaltungsort. Dabei dienten die alten Wände der Zuschauer- und Bühnenbereiche als verlorene Schalung für die neue Betonhülle, die mit einer Beimischung aus pulverisierter Terrakotta farblich ein wenig an das vorhandene Mischmauerwerk angepasst wurde. Im Innenraum ist das erhaltene Gemäuer in seinem von Wind und Wetter gezeichneten Erscheinungsbild immer noch »hautnah« erlebbar. Dies umso mehr, als die Architekten auf zusätzliche Einbauten verzichteten, die Haustechnik weitgehend im Fußboden versteckten und die sichtbare Beleuchtung und Bühnentechnik auf ein Minimum reduzierten. Den Empfang, eine Cafeteria, Toiletten, Lager- und Technikräume brachten sie in zwei neuen eingeschossigen Glaspavillons unter; diese grenzen das Gelände zur Straße und zu den benachbarten Gärten des städtischen Zoos ab und fassen zugleich einen kleinen Hof hinter dem Theaterhaus.
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