Die junge Generation. Von Thomas Bamberg und Paola Pellandini.160 Seiten mit 150 Farbabbildungen, 50 schwarzweiße Abbildungen, 50 Grundrisse, gebunden, 69,90 Euro. Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2004
Vor nunmehr drei Jahrzehnten stellten sich junge Tessiner Architekten mit der Ausstellung »Tendenzen« in Zürich vor. Mit einfachen, klaren Baukörpern im Kontrast zur eindrucksvollen Landschaft, ausgeführt in präzisem Sichtbeton, lockten sie in den Achtzigern die Architekturtouristen in die einst arme Region südlich des Gotthards.
Einen vergleichbar radikalen Aufbruch gibt es heute nicht. Altmeister wie Botta, Galfetti oder Snozzi bauen und lehren längst auswärts, und die Jungen betätigen sich eher im Stillen. Diesem Nachwuchs, heute meist um die Vierzig, boten die Autoren daher eine Plattform, um sich mit Werken vorzustellen. Umrahmt werden die an- sprechend präsentierten, aber leider nicht kommentierten oder eingeordneten Projekte von allgemeinen Texten der Altvorderen. Deren wortreiche »Suche nach Zusammenhängen« ist trotz des winzigen Schriftbildes teilweise lesenswert. Der profunde Einleitungstext von Domenico Lungo rekapituliert in vielen Zitaten und Bildern die Tessiner Baugeschichte, Luigi Snozzi beklagt die Effekthascherei der Zeitgenossen und ihr Desinteresse an der Stadt. Die Sicherheit und Reife, die Mario Botta den jungen Kollegen attestiert, die Weltläufigkeit, die Aurelio Galfetti in der Ausbildung bemerkt, sie haben indes ihren Preis: Eine spezifische Tessiner Tendenz ist in den gezeigten Beispielen kaum auszumachen. Wohnhäuser wie öffentliche Bauten sind alle solide kubisch, mal aus Holz, mal mit Stein verkleidet, zum Teil verdeutlichen Lagepläne oder Fotos den besonderen Kontext. Gemessen an den kargen »Tendenzen« von einst ist die durch Kurzbiografien ergänzte Selbstdarstellung der Jungen fast zu bunt gestaltet – und zu teuer. Christoph Gunßer
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