Allgemein
Weiteres DDR-Denkmal bedroht
~Jürgen Tietz
Es ist das perfekte Denkmal: Historisch und architektonisch bedeutend, hochkarätig ausgestattet, kontinuierlich genutzt und ausgezeichnet erhalten. Das sogenannte Generalshotel auf dem Flughafen Schönefeld, das zwischen 1947 und 1950 auf Befehl der sowjetischen Besatzung als »Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft« verwirklicht wurde, gehört zu den wenigen Zeugnissen aus der Frühzeit der DDR-Architektur. Mit ihm sollte »die politische Stärke und das Selbstbewusstsein der sowjetischen Siegermacht zum Ausdruck« gebracht werden, heißt es in der Denkmalbegründung des Brandenburger Denkmalamtes. Doch trotz seiner herausragenden Bedeutung droht dem heute von der Bundespolizei genutzten Denkmal der Abriss. Das Generalshotel steht dem neuen Schönefelder Regierungsflughafen im Weg. Eine lautstarke Bürgerbewegung gegen seine überflüssige Zerstörung ist jedoch kaum zu erwarten. Hat das Generalshotel doch aufgrund seiner isolierten Lage im Sicherheitsbereich des Flughafens kaum Besucher.
Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigte die sowjetische Regierung für die Anbindung Ost-Berlins an Moskau dringend einen eigenen Flughafen. Sie entschieden sich für Schönefeld, wo sie auf die Start- und Landebahn der ehemaligen Henschel Flugzeugwerke aus dem Dritten Reich zurückgreifen konnten. Architekt des Abfertigungsgebäudes mit Übernachtungsmöglichkeit war Georg Hell, der seinen Entwurf »in monatelanger Abstimmung mit der russischen Bauaufsicht erarbeitete«. Das Ergebnis war ein bemerkenswert hochwertig ausgestattetes Haus mit glänzender Marmorverkleidung, Wandbespannungen und furnierten Einbauschränken. Sie sind ebenso erhalten wie die Sowjetsterne aus Messing auf der Heizungsverkleidung. Der nun drohende Abriss der historischen Keimzelle des Flughafens Schönefeld wirft einmal mehr die Frage auf, wieso sich Land und Bund ungestraft aus ihrer politischen Vorbildfunktion bei der Bewahrung des kulturellen Erbes zurückziehen können.
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