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Mailänder Expo, ein Jahr später
~Filippo Poli
9-10
Ich bin zurück auf dem Gelände der Mailänder Expo. Hatte ich ein paar Monate zuvor buchstäblich um einen guten Standort zum Fotografieren der Pavillons kämpfen müssen, schreite ich heute ganz allein durch das leere »Decumano«, die Längsachse der Anlage. Der Ort wirkt wie eine nachatomare Landschaft. Plötzlich durchbrechen metallfressende Maschinen und gigantische Sägen die Stille und erinnern mich an den Grund meines Besuchs: die letzte Phase der Expo zu dokumentieren.
Die teilnehmenden Länder waren eigentlich verpflichtet, den Ort so zu verlassen, wie sie ihn vorgefunden hatten, doch unglücklicherweise werden viele Gebäude abgerissen und nicht, wie vereinbart, demontiert. Manche Pavillons sind schon verschwunden und haben nur Fundamente und ein bisschen aufgewühlten Boden hinterlassen; anderen wird nach und nach ihre Hülle abgenommen, und wieder andere scheinen bombardiert worden und danach stoisch stehengeblieben zu sein.
Nach dem Ende der mit »Feeding the Planet« überschriebenen Schau wurden zwar viele Pflanzen von Freiwilligen gerettet, doch jene, die regelmäßiger Bewässerung bedürfen, sind dennoch vertrocknet. In der Zwischenzeit hat Gilles Cléments »dritte Landschaft« die Flächen zwischen Tragwerksskeletten und verlassenen Gärten erobert.
Noch ist es zu früh, eine abschließende Einschätzung für das Event abzugeben – es ist nicht klar, ob es klüger gewesen wäre, die Pavillons stehenzulassen (Sevilla ‘92 dient hier als negatives Beispiel) oder ob das Gelände besser »auf Null« gesetzt wird, um es ganz neu zu beplanen. Gegenwärtig gilt ein Genforschungsinstitut, die »Human Technopole«, als wahrscheinlichste Zukunft für das Areal.
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