- Standort: Abtei Michaelsberg, Bergstraße 26, 53721 Siegburg
Architekten: msm meyer schmitz-morkramer, Köln
Bauzeit: 2014-2017, Eröffnung: Februar 2017
Siegburg
Sanierung Abtei Michaelsberg und Neubau Tagungshaus
Kann es einen besseren Ort geben, um über Gott und die Welt zu reden, als eine Abtei auf einem Berg? Schon vor gut 1 000 Jahren wollten die Benediktiner auf dem Siegburger Michaelsberg dem Himmel ein Stück näher kommen.
Im Februar ist das Katholisch-Soziale Institut in der barocken Anlage eingezogen und betreibt dort ein Tagungszentrum mit Hotel. Doch die drei Flügel des Konvents deckten den Platzbedarf der jährlich rund 21 000 Gäste nicht. Es musste erweitert werden. Das Kölner Büro msm meyer schmitz-morkramer gewann den 2012 vom Erzbistum als Träger des Instituts ausgelobten Wettbewerb mit einem Entwurf, der das Denkmal und den Neubau des Forums sauber voneinander trennt und ein Gesamtbild aus Landschaft und Bauwerk schafft, mit dem sich an der bekannten Silhouette der Abtei nichts ändert. Die nicht allzu einfache Aufgabe, einen Neubau mit fast 8 000 m² BGF auf repräsentative Weise quasi verschwinden zu lassen, lösten msm, indem sie einen viergeschossigen, langrechteckigen Baukörper an der Westseite der Abtei so platzierten, dass nur die schmale Kopfseite in der Sichtachse von der Stadt her liegt, die wahre Größe entwickelt sich, von Baumkronen kaschiert, dahinter. Auch in der Höhenentwicklung nimmt sich das Forum gegenüber der 17 m höher auf imposanten mittelalterlichen Stützmauern thronenden Abtei deutlich zurück und erreicht mit einem gläsernen Pavillon gerade einmal deren erste Etage. Das Bild der aus dem Fels emporwachsenden steinernen Ansicht griffen msm auf, verwendeten den Naturstein am Sockel des Forums roh gespalten, an den beiden OGs glatt geschliffen. Dies die einzige Anlehnung des Neuen an das Alte, die Fuge dazwischen wird an nur zwei Stellen mit filigranen Stegen überbrückt. Das Klostergebäude, dessen Mönchszellen in zeitgemäß komfortable Zimmer umgewandelt und mit von den Architekten entworfenen Möbeln aus heller Eiche ausgestattet wurden, zeigt sich streng und introvertiert. Das Forum dagegen, mit den großen Konferenzsälen, dem Restaurant sowie den Büros der Mitarbeiter, zeigt Strenge nur in seiner Kubatur und ist sehr auf Begegnung angelegt. Der Ausblick über Stadt und Land wird dabei Teil des Raumerlebnisses, steht aber nicht im Vordergrund. Insgesamt entsteht der Eindruck von Dauerhaftigkeit und solider Planung, ohne übertriebenen Luxus bei hoher Ausführungsqualität. Die Zeit der Klausur auf dem Michaelsberg ist vorbei.
~Uta Winterhager
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