Die Firma Greiner stellt Stühle für Fahrzeuge, Friseursalons, Krankenhäuser und Arztpraxen her. Das familiengeführte Unternehmen mit Sitz im nördlich von Ludwigsburg gelegenen Pleidelsheim verfügte bislang aber nicht über Räume, an denen es sein Angebot angemessen präsentieren konnte. Auf dem Firmenareal wurde deswegen dort, wo zuvor das Wohnhaus des Firmengründers gestanden hatte, eine neue Zentrale errichtet. Sie bietet nun nicht nur die Möglichkeit der Firmenpräsentation, die es bislang nicht gegeben hatte, sondern formuliert auch als architektonisches Statement den Anspruch des Unternehmens, in den Produkten hochwertige Materialien, sorgfältige Herstellung und gute Gestaltung zu verbinden. Am Rand des Ortszentrums auf einem Eckgrundstück gelegen, nimmt das auf einer Grundfläche von 23 x 23 m errichtete Gebäude mit der Kubatur Rücksicht auf die noch zumindest partiell dörflich geprägte Nachbarschaft: Dank der zu den Straßen orientierten Dachterrasse tritt das 2. OG in den Hintergrund. Die Klarheit der Form, die Präzision der Details, die Sorgfalt der Materialwahl und die Fassade aus Sichtbeton bilden dann allerdings doch einen deutlichen Kontrast zu der Alltagsarchitektur der Nachbarschaft. Übereck zu den Straßen im Süden und Westen verglast, zeigt sich der etwa 350 m2 große Ausstellungsbereich mit Showroom, Besprechungs- und Präsentationsraum, in den OGs wurden die Fenster für Büros und Besprechung tief in die Fassade eingeschnitten. Der Eingang liegt an der bis auf ein außenbündig gesetztes Schaufenster geschlossenen Ostfassade unter einem mit Streckmetall bekleideten Erkervorbau aus Stahl. Diese Seite ist so etwas wie der optische Rücken des Gebäudes, der ihm Halt gibt. Dem entspricht das von außen kaum vermutete Highlight im Innern: die dreigeschossige Halle mit einer asymmetrisch eingestellten Cortenstahl-Wendeltreppe, über die die Büroetage im 1. und der Konferenzraum sowie die Dachterrasse im 2. OG zugänglich sind. Wie das Äußere, ist auch dieses Foyer von in höchster Präzision ausgeführten und gerasterten Sichtbetonflächen geprägt, es wird so die Verbindung zwischen dem Außen und den eigentlichen Funktionsbereichen hergestellt. Auch so kann man »genius loci« verstehen: Schwäbische Wertarbeit ohne sentimentale Vergangenheitsseligkeit.
- Standort: Wettestraße 1, 74385 Pleidelsheim
Architekten: f m b architekten – Norman Binder, Andreas-Thomas Mayer, Stuttgart
Bauzeit: Juli 2014 bis Oktober 2016