~Robert Mehl
Der Horremer Bahnhof ist der bedeutendste Pendlerbahnhof im westlichen Kölner Umland. Im vergangenen Juli wurde der seinerzeit vom Aachener Architekturbüro HJPplaner entwickelte städtebauliche Rahmenplan mit der feierlichen Einweihung des neuen Bahnhofsgebäudes nach 16 Jahren Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeit endlich vollendet – bei der Bahn drehen sich die Räder einfach deutlich langsamer.
Das Konzept sieht einen ÖPNV der ganz kurzen Wege vor. So gibt es einen Bahnsteig, auf dessen einer Seite der Nahverkehrszug und auf der anderen der Bus hält. Zum Ensemble um den eigentlichen Bahnhof herum gehören der ZOB, eine Radstation und eine Fußgängerbrücke, die über die viel befahrene Bahnhofsstraße hinweg direkt zum Bahnhofsvorplatz führt – allesamt von HJP entworfen und in der Ausführungsplanung umgesetzt.
Das eigentliche Bahnhofsgebäude stammt hingegen von I.SBP, einem DB-eigenen Architekturbüro, das dem Aachener, mit der städtebaulichen Oberbauleitung betrauten Planungsbüro seine Entwürfe zur Bewilligung vorzulegen hatte. Der Neubau gilt als ein Prototyp für künftige Bahnhöfe dieser Größenordnung. Tatsächlich erscheint er mit seiner ausgesprochenen Horizontalität, den weit vorkragenden Vordächern und der klaren Zonierung der Materialien (große Glasflächen im Wartebereich, klar definierte straßenseitige Sichtmauerwerkwandscheiben aus regionalem Schiefer) ausgesprochen wohlproportioniert. Auch bietet er genau das, was man an einem solchen Ort in der Regel sucht: eine Bäckerei mit Stehcafé, ein Zeitschriftengeschäft, einen echten Fahrkartenschalter, ausreichend und helle Sitzplätze sowie saubere (!) Toiletten. Die Bahn bewirbt das Projekt als Deutschlands ersten »Grünen Bahnhof«, der, nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut und mit umweltfreundlicher Technik ausgestattet, CO2-neutral arbeiten soll.
Das Gebäude der Radstation hingegen besticht, den Straßengrundrissen folgend, durch eine baulich-formale Zuspitzung nach Osten, die in Kombination mit dem ebenfalls neuen, westlich daran anschließenden Bürogebäude Assoziationen an ein Schiff weckt.
Unlängst wurde der Bahnhof Horrem bzw. dessen städtebauliches Gesamtkonzept mit dem Umweltpreis des Landes NRW ausgezeichnet. Begründet wurde dies v. a. mit der direkten Umsteigemöglichkeit vom Bus auf die Bahn.
- Standort: Josef-Bitschnau-Straße 1, 50169 Kerpen
Architekten: DB-Architekturbüro I.SBP, Berlin / HJPplaner – Heinz Jahnen Pflüger, Aachen
Bauzeit: Umbau Vorplatz seit 2010; Abriss
Bestand: November 2012, Eröffnung: Juni 2014
Teilen: