An der schräg gegenüberliegenden Straßenseite steht als Erweiterung ein neues Gebäude, das mit einem geschickten Knick in der Dachneigung fast first- und traufgenau die vormalige, 1963 durch Abriss eines Gasthofs entstandene Lücke füllt. Die geschlossen-schmale Waschbetonfassade zeigt sich mit Einschlüssen grober Porphyr- und Basaltkiesel, sie wird mit den sich teilweise unregelmäßig abbildenden Fugen jedoch dem hohen Anspruch nicht ganz gerecht. Den ursprünglich von den Architekten für die Außenhaut vorgesehenen Belag aus kleinteiligem Schlackestein, der den Bezug zur regionalen Bergbautradition hergestellt hätte, darf der Wissende durchaus vermissen. So malt der Bau ein schlichtes Himmelgrau in die abschüssige Häuserzeile. Erst auf den zweiten Blick wird das vollbrachte Kunststück eines passgenauen Gebäudes mit rückwärtigem Hof samt Terrasse auf einem tiefen und hangbegrenzten Grundstück deutlich. Das ist nun Herberge für rund 220 Exponate, darunter Spielzeug des Martin Luther, der am Ort 13 Jahre zu Hause war. Die Ausstellung »Ich bin ein Mansfeldisch Kind« beginnt in einem großzügigen Entree und setzt sich im OG mit seinen expressiven Decken fort, geprägt von überwiegend wandbegleitenden Vitrinen und interaktiven museumspädagogischen Angeboten. Gemeinsam mit einer Vielzahl archäologischer Funde zeichnet sich ein selten feines Bild jenes zeitlich fernen Orts mit seinen Grafen, deren Schloss, dem Kupferbergbau, Kirche, Schule – und vermittelt zugleich einen wichtigen Aspekt in der Lutherrezeption: dass nämlich der Reformator ein Kind aus gutem Hause war.
- Standort: Lutherstraße 26, 06343 Mansfeld-Lutherstadt
Architekten: Anderhalten Architekten, Berlin
Ausstellungsgestaltung: complizen Planungsbüro, Halle (Saale)
Einweihung: Juni 2014