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Penn Station in neuem Licht

Diskurs
Penn Station in neuem Licht

~Claudia Steinberg

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Die Zerstörung der Pennsylvania Station – dem vom Quai d’Orsay inspirierten Bahnhof der prominenten New Yorker Firma McKim, Reade and White – im Jahr 1963 gilt bis heute als Vandalismus. Die Wunde im Herzen Manhattans kann nicht heilen, solange sich täglich 650 000 Menschen durch jenes finstere Labyrinth drängen, das den noblen Glas-, Marmor- und Eisenbau der Jahrhundertwende ersetzte. Kürzlich untermauerte Gouverneur Andrew Cuomo seine präsidentschaftlichen Ambitionen mit einem neuen Plan zur Umgestaltung des überlasteten Knotenpunkts: So soll das denkmalgeschützte Hauptpostamt derselben Architekten gleich nebenan, das nur noch für den Schalterbetrieb genutzt wird, zur Wartehalle werden. Die New York Times fand diese Variante des oft in Angriff genommenen Projekts so lobenswert wie unzureichend und bat deshalb Vishaan Chakrabarti, Gründer der Practice for Architecture and Urbanism, um einen Gegenvorschlag.
Der aus Kalkutta stammende Architekt war Anfang des Jahrtausends Leiter des Stadtplanungsamts für Manhattan. Er ist also mit den vielen kostspieligen Versuchen, den geschäftigsten Bahnhof der westlichen Hemisphäre den wachsenden Erfordernissen des Nah- und Fernverkehrs anzupassen, bestens vertraut. Cuomos elegante Lösung beschränkt sich jedoch auf das von nur 30 000 Passagieren am Tag genutzte Eisenbahnunternehmen AMTRAK, dessen Gleise unter dem obsoleten Postamt verlaufen. U-Bahn-Fahrern und Pendlern wäre damit kaum geholfen. Eins der größten Hindernisse, Penn Station von einer Feuerfalle in einen angenehmen Durchgangs- oder gar Aufenthaltsort zu verwandeln, ist der Madison Square Garden, der über dem Südostende des Bahnhofs sitzt. Bei seinen Recherchen stieß Chakrabarti auf ein Foto der Bauarbeiten, das den unansehnlichen, betonverkleideten Silo als filigranen Stahlzylinder zeigt – eine Offenbarung. Statt das Gebäude abzureißen, propagiert er nun, es von seinem Panzer zu befreien und in eine transparente Bahnhofshalle zu verwandeln. Ankömmlinge sollen sich sogleich mitten in die Stadt versetzt fühlen, wobei ein Stadtplan an der Decke der Rotunde bei der Orientierung hilft. Während von der ursprünglichen Penn Station nur Weniges, etwa Treppenländer zu den Bahnsteigen, erhalten geblieben ist, würde Chakrabartis Vision das Recycling zum Programm erheben – mit Einsparungen in Milliardenhöhe und minimalen Beeinträchtigungen des Zugverkehrs. Die Realisierung eines solch offenen, freundlichen Gebäudes wäre eine Rarität in der zunehmend zugestellten Stadt: ein radikaler Kompromiss.
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